Nachdem ein Schimpansen-Jungtier von seiner Mutter verstoßen wurde, sah sich der Bremerhavener Zoo dazu gezwungen, es einzuschläfern. Warum eine Handaufzucht nicht infrage kam.
Im Bremerhavener Zoo wurde ein zwei Tage altes Schimpansen-Baby eingeschläfert. Schimpansen-Mutter Lizzy hatte am vergangenen Donnerstag in der Tagesanlage ein kleines Mädchen zur Welt gebracht, wie aus einem Instagram-Beitrag des „Zoo am Meer“ hervorgeht.
Nach der Geburt soll sich Lizzy nicht um den Nachwuchs gekümmert haben. Stattdessen hätte Schimpansen-Vater Dumas es fürsorglich umhergetragen. Kurze Zeit später dann der Schock: Lizzy erleidet einen Kreislaufzusammenbruch. „Nur mit Mühe konnte unser Tierarzt […] ihr Leben retten“, heißt es in dem Instagram-Post des Zoos. Glücklicherweise stabilisierte sich Lizzys Zustand und es gelang den Bremerhavener Tierpflegern, sie, Dumas und das Neugeborene zusammen in einem Abteil vom Rest der Gruppe abzutrennen – „in der Hoffnung, dass bei Lizzy doch noch Muttergefühle einsetzen würden.“
Handaufzucht des Schimpansen-Babys offenbar keine Option
Auch am nächsten Morgen soll Lizzy jedoch kein Interesse an dem Nachwuchs gezeigt haben. „Sie war mittlerweile alleine mit dem Jungtier und schob es immer wieder von sich weg, als sei es ihr lästig“, so der Zoo. Unterdessen habe man die Situation mehrfach mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) diskutiert – ohne Erfolg.
„Um das Leid des Jungtieres nicht zu verlängern, wurde es am Samstagmorgen eingeschläfert“, schreibt der Bremerhavener Zoo. Eine Handaufzucht des Schimpansen-Babys sei keine Alternative gewesen, da Wildtiere dann meistens kein arttypisches Verhalten mehr zeigten und sie deshalb nur in Ausnahmefällen infrage komme. „Ein normales Leben im Kreise der Schimpansen-Familie wäre im Falle einer Handaufzucht nicht mehr möglich gewesen.“
Zoo in Bremerhaven: Erster Schimpansen-Nachwuchs seit 17 Jahren
In den Kommentaren unter dem Instagram-Post des Zoos zeigen sich viele Nutzerinnen und Nutzer betroffen von dem Schicksal des Schimpansen-Babys. Einige zeigen Unverständnis für die Entscheidung des Zoos, es einzuschläfern. „Ein gesundes Schimpansenbaby zu töten, weil die Mutter es nicht annahm, ist ein Skandal. Zoos werben mit Artenschutz, töten aber Tiere, wenn sie nicht ins System passen. Das zeigt: Menschenaffen in Gefangenschaft sind ein Widerspruch in sich“, schreibt eine Userin. Eine andere kommentiert: „Es widerstrebt mir immer mehr, einen Zoo zu besuchen.“
Für den „Zoo am Meer“ war es der erste Schimpansen-Nachwuchs seit Jahren. Schimpansen-Dame Jenny hatte zuletzt im August 2008 den Jungen Ndutu izur Welt gebracht.