Monitoring und spezielle Blühflächen sollen helfen, Rebhühner zu schützen. Die Hühnervögel gehören zu den am stärksten zurückgegangenen Arten der Feldflur.
Rebhühner gelten als stark gefährdet, deshalb rückt ihr Schutz in Mittelhessen zunehmend in den Fokus. So betreiben die Jäger bereits seit Jahren ein Rebhuhn-Monitoring, wie Nadine Stöveken vom Landesjagdverband Hessen der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte.
Das Monitoring erstrecke sich über das ganze Jahr, im Frühjahr und Herbst werde die Zählung intensiviert. Ziel sei, Rückschlüsse auf Vorkommen, Revierverteilung und Reproduktion zu gewinnen. Im Frühjahr würden dabei die Hähne gezählt, die mit ihren Rufen Hennen anlocken und Reviere markieren, um so die Zahl an Brutpaaren zu ermitteln.
Im Spätsommer und Herbst erfassen die Jäger die Familiengruppen, auch „Ketten“ genannt. Vor allem in den frühen Abendstunden ließen sich ihre Größe und Zusammensetzung gut beobachten, so dass Daten zur Fortpflanzung der Tiere gewonnen werden könnten, sagte Stöveken.
Projekt zum Schutz des Rebhuhns
Nach Angaben der Deutschen Wildtier Stiftung ist die Rebhuhn-Population seit 1980 europaweit um 94 Prozent eingebrochen. Für Hessen gingen derzeitige Bestandsschätzungen von Ornithologen von etwa 2.500 bis 5.000 Brutpaaren aus, sagte Stöveken.
Bei einer bundesweiten Rebhuhn-Kartierung im Rahmen des Projektes „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ habe man im Projektgebiet Gießener Land und Wetterau mit 4,32 Nachweisen je 100 Hektar Agrarfläche die bundesweit höchsten Besätze erfasst. Das gilt auch als Verdienst einer guten Zusammenarbeit zwischen Jägern und Landwirten.
Auch im Projektgebiet Hessisches Ried seien mit 2,71 Rufnachweisen je 100 Hektar Agrarfläche vergleichsweise gute Bestände festgestellt worden – der bundesweite Durchschnitt aller Projektgebiete lag bei 1,96 Rufern je 100 Hektar Ackerfläche.
Weniger Lebensraum und Nahrung
Überwiegend leben die gedrungenen Hühnervögel, die mit ihrem braun-grauen Gefieder als Tarnungskünstler gelten, in der offenen Feldflur – man findet sie vor allem an Feldrändern. Als Hauptgefahren für die Tiere gelten die Zerstörung und Verarmung ihrer Lebensräume durch Landwirtschaft, Siedlungs- und Infrastrukturbau sowie der Rückgang der Nahrungsgrundlage, so Stöveken.
Insbesondere Insekten seien für die Kükenaufzucht unverzichtbar. Auch Fressfeinde wie Fuchs, Waschbär oder Marder seien für die ursprünglich in Deutschland häufige Art ein großes Problem – besonders während der langen Brutzeit, in der die Rebhühner örtlich sehr gebunden seien. Auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel galten sie zuletzt als stark gefährdet.
Artenvielfalt fördern
Erst vor rund zwei Wochen hatten verschiedene Akteure aus der Wetterau und dem Gießener Land eine Kooperationsvereinbarung im Rahmen des Verbundprojekts „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ geschlossen, darunter etwa die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz sowie der Fachdienst Landwirtschaft des Wetteraukreises, die Abteilung für den ländlichen Raum des Lahn-Dill-Kreises und das Regierungspräsidium Gießen.
Gestartet war das Verbundprojekt im Sommer 2023. Die Partner setzen sich dafür ein, dem Rebhuhn geeignete Lebensräume zu bieten und die Artenvielfalt in der Feldflur zu fördern. Dafür beraten die Landwirtschaftsämter die Landwirte etwa bei der Planung und Umsetzung von Blühflächen und unterstützen sie bei der Beantragung von Fördermitteln, die den erhöhten Pflege- und Bewirtschaftungsaufwand ausgleichen sollen.