Verfrühte Kirschblüte, ausbleibender Regen, drückende Hitze: Japan und Südkorea haben in diesem Jahr den heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt. Dies teilten die Wetterbehörden beider Länder am Montag mit. Nach Angaben der japanischen Wetterbehörde JMA lag die Durchschnittstemperatur in Japan zwischen Juni und August 2,36 Grad über dem Standardwert. Damit habe es sich um den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1898 gehandelt.
Die Behörde gab den neuen Rekordwert nicht bekannt, erklärte jedoch, dass es sich um den dritten Sommer in Folge mit Rekordtemperaturen gehandelt habe.
In Südkorea lag die Durchschnittstemperatur im gleichen Zeitraum bei 25,7 Grad. Die sei der „höchste Wert seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1973“, erklärte die südkoreanische Wetterbehörde. Der bisherige Rekord für denselben Zeitraum lag demnach bei 25,6 Grad und stammt vom vergangenen Jahr.
Nach Angaben der japanischen Katastrophenschutzbehörde mussten zwischen Mai und Ende August 84.521 Menschen infolge der Hitze im Krankenhaus behandelt, bereits im Vorjahreszeitraum waren es 83.414 Menschen gewesen.
Der 80-jährige Marathonläufer Masao Nakano aus Tokio erinnert sich mit Wehmut an jene Zeiten, in denen er einfach „nach draußen gehen, die Straße mit Wasser besprühen und die kühle Luft spüren konnte“. In diesem Sommer habe er in Vorbereitung auf den Marathon vor allem drinnen trainiert, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
Auch die Geschäftsfrau Miyu Fujita verlegte ihre Verabredungen in kühle Innenräume, um der drückenden Hitze zu entgehen. Sie mache sich vor allem Sorgen um die Jüngsten, sagte die 22-Jährige. Als sie ein Kind war, habe Sommer bedeutet, die meiste Zeit draußen zu sein und zu spielen. Heute sei das „unmöglich“.
Experten zufolge blühen Japans berühmte Kirschbäume aufgrund des wärmeren Klimas entweder früher – oder sie entfalten ihre Pracht erst gar nicht aufgrund der zu hohen Temperaturen im Herbst und Winter. Auch war die Spitze des Bergs Fuji im vergangenen Jahr für die längste Zeit jemals nicht von Schnee bedeckt.
Südkorea wiederum leidet zunehmend unter Dürre, besonders betroffen ist die östliche Küstenstadt Gangneung. Nachdem der Regen wochenlang ausgeblieben war, sank der Wasserpegel im Obong-Stausee, der wichtigsten Trinkwasserquelle der Stadt, unter 15 Prozent. In Gangneung wurde daraufhin der Notstand ausgerufen, die Behörden mussten den Wasserverbrauch einschränken.
Nach Angaben des Meteorologen Kim Hae Dong von der Keimyung-Universität hängt die Rekordhitze mit der „Abschwächung der arktischen Kaltluft aufgrund der globalen Erwärmung“ zusammen. Da mit einer Abschwächung des Trends nicht zu rechnen sei, dürfte es im kommenden Jahr ähnlich heiß werden, sagte er.
Wissenschaftlern zufolge sind wiederkehrende Hitzewellen ein eindeutiges Zeichen für die globale Erwärmung. Demnach kommen sie aufgrund des Klimawandels immer häufiger vor, dauern länger an und werden intensiver. Die hohen Temperaturen sind nach UN-Angaben nicht nur für die Gesundheit von Menschen, sondern auch für die Tier- und Pflanzenwelt ein Problem.