Wird der Anschlag mit Schwefelsäure auf Topmanager Bernhard Günther doch noch vollständig aufgeklärt? Es gibt eine „sehr interessante Spur“ und Verhandlungen, heißt es.
Bei der Suche nach dem Drahtzieher des Säure-Anschlags auf Topmanager Bernhard Günther soll sich ein „sehr interessanter Hinweisgeber“ gemeldet haben. Man stehe mit ihm in Verhandlungen, sagte ein Sprecher Günthers. „Das ist eine sehr interessante Spur.“ Zuvor hatte die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtet.
Nach der jüngsten Auslobung von 100.000 Euro Belohnung seien mittlerweile rund 30 Hinweise eingegangen, darunter einige interessante, sagte Sprecher Uwe Wolff weiter.
„Wir gehen mehreren Hinweisen nach“, bestätigte eine Sprecherin der Wuppertaler Staatsanwaltschaft auf Anfrage. Aus ermittlungstaktischen Gründen könne man dazu zum jetzigen Zeitpunkt keine näheren Angaben machen.
Der Anschlag auf den Topmanager gilt als eines der spektakulärsten Wirtschaftsverbrechen der Republik. Während die beiden Männer, die den Säure-Anschlag ausgeführt haben, rechtskräftig zu hohen Haftstrafen verurteilt wurden, ist der Auftraggeber weiter auf freiem Fuß.
Günther hatte im Juni 100.000 Euro Belohnung ausgesetzt, um den Drahtzieher doch noch zu überführen. Sein Düsseldorfer Anwalt Sascha Kuhn sicherte Hinweisgebern Vertraulichkeit zu.
Hoch konzentrierte Schwefelsäure
Der Anschlag auf Günther war am 4. März 2018 verübt worden: Zwei Männer lauerten dem Manager in der Nähe seines Privathauses in Haan bei Düsseldorf nach dessen sonntäglicher Joggingrunde auf und übergossen ihn mit hoch konzentrierter Schwefelsäure. Günther wurde schwer verletzt. Er musste sich zahlreichen Operationen unterziehen und drohte zeitweise zu erblinden.
Für den Anschlag waren die beiden ausführenden Täter zu elf und zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Nach Überzeugung des Landgerichts Wuppertal wollten beide erreichen, dass Günther erblindet.
Günther war damals Finanzchef des Energiekonzerns Innogy, der wenige Tage später vom Eon-Konzern übernommen wurde. Der 58-Jährige ist überzeugt, Opfer eines beruflichen Komplotts geworden zu sein und den Auftraggeber zu kennen. Der habe ihn als Rivalen im Kampf um die Karriere ausschalten wollen.
Zwei Überfälle in beruflicher Umbruchzeit
Günther war bereits 2012 von Unbekannten überfallen worden. „Zweimal, im Jahr 2012 und 2018, ging es darum, mich in einer sehr speziellen Situation im RWE- und im Innogy-Vorstand aus dem Weg zu räumen“, hatte Günther gesagt.