Dort, wo der erste Farbfilm der Welt entwickelt wurde, wird bis heute auf Fototechnologie gesetzt. Auch Drogerieketten lassen in Bitterfeld-Wolfen produzieren. Doch es gibt Probleme – mal wieder.
Eines der führenden Fotogroßlabore in Deutschland und eine DDR-Traditionsmarke ist insolvent. Die Orwo Net GmbH aus Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) hat Insolvenzantrag gestellt, wie das Amtsgericht Dessau-Roßlau mitteilte. Die Verwaltung des Vermögens wurde an einen vorläufigen Insolvenzverwalter übertragen.
Das Unternehmen stellt nach eigenen Angaben unter anderem Bilder, Fotobücher und Kalender her. Neben der eigenen Produktion arbeitet Orwo auch als Dienstleister für andere Unternehmen, darunter nach eigenen Angaben die „Fotowelt“ der Drogeriekette Rossmann.
Hintergrund für den Insolvenzantrag seien aufgelaufene Verluste des Unternehmens im Zuge einer schwierigen Marktsituation und schwächerer Umsatzerlöse, teilte Insolvenzverwalter Christian Heintze mit. Der Versuch einer außergerichtlichen Sanierung sei zuvor gescheitert.
Erster Farbfilm der Welt wurde in Bitterfeld-Wolfen entwickelt
Das Unternehmen blickt auf eine mehr als hundertjährige Tradition zurück. Die Agfa-Filmfabrik entwickelte den ersten Farbfilm der Welt. In der DDR wurde das Unternehmen zu Orwo (Original Wolfen) umbenannt und belieferte fast den gesamten Ostblock mit Filmen. Nach einer Insolvenz vor mehr als 20 Jahren entstanden Pixelnet und Orwo Media, die ebenfalls Pleite gingen. Aus der Insolvenz gründete eine Unternehmergruppe 2003 die Orwo Net.
Krise im Fotomarkt: „Erbitterter Preiskampf und Überkapazitäten“
Derzeit beschäftigt das Unternehmen 244 Mitarbeiter. Es erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von rund 30 Millionen Euro. Laut Geschäftsbericht fuhr Orwo Net im Jahr 2023 aber einen Verlust von mehr als 1,5 Millionen Euro ein. Bereits damals sprach das Unternehmen von schwierigen Rahmenbedingungen für den Fotofinishing-Markt, die von der allgemeinen Rohstoff- und Energielage sowie von der Inflation und dem aktuell hohen Zinsniveau bestimmt seien.
„Dazu kommt, dass sich der Markt selbst sehr kompetitiv entwickelt hat“, heißt es im Geschäftsbericht. Der Kampf um Kunden treibe Marketingaufwendungen ins Unermessliche. „Der erbitterte Preiskampf mit Rabattaktionen führt dagegen zu sinkenden Umsätzen.“ Inzwischen leide der Markt an Überkapazitäten.
Nach Angaben des Insolvenzverwalters werden die bestehenden Verträge weiterhin erfüllt, und es werden auch neue Aufträge angenommen.