Heiße Tage: Hitzehilfe: Wasser und Sonnencreme für Obdachlose in Berlin

Knallende Sonne, mehr als 30 Grad, und kein Rückzugsort. Belastend und sogar lebensgefährlich sind solche Tage vor allem für Menschen, die auf der Straße leben. Unterwegs mit der DRK Hitzehilfe.

Bei mehr als 30 Grad sind die Gespräche sehr kurz, die das mobile Hitzehilfe-Team für obdachlose Menschen an diesem Tag in Berlin führt. Ein schnelles „Hallo“, wobei die Helferinnen und Helfer den Menschen schon die Wasserflasche entgegenhalten. Fast alle greifen zu. Es sei „zu heiß“ – darüber sind sie sich einig. 

Seit sechs Wochen gibt es das mobile Hitzehilfe-Projekt für Obdachlose des DRK (Deutsches Rotes Kreuz) Kreisverbands Müggelspree. Felix Köppen ist der hauptamtliche Projektkoordinator. Ansonsten wird das Projekt vor allem von Ehrenamtlichen gestemmt. Wegen der vielen kühleren Regentage diesen Sommer läuft es erst jetzt richtig an. 

Zu dritt ist das Team mit einem Auto unterwegs und fährt gezielt zu Orten, an denen es Obdachlose vermutet. Der Kofferraum ist voll mit Wasser und Sonnenschutz. Das ist der Modus für besonders heiße Tage.

Neben der Hitzehilfe per Auto steht der Kreisverband Müggelspree zweimal in der Woche mit einem Bus – einem umfunktionierten Foodtruck – an Bahnhöfen in Berlin, einen Tag in Lichtenberg und einen Tag am Ostbahnhof. Auch hier gehen die Ehrenamtlichen aktiv auf Menschen zu, verteilen Wasserflaschen, Hüte und Sonnencreme

So wie am Bahnhof Lichtenberg an Sergej. Drei 0,5-Liter-Flaschen habe er sofort getrunken, zwei weitere habe er sich für später eingepackt, erzählt Sergej.

Nachts im Hospiz, tagsüber unter einem Baum

Ein paar Meter weiter sitzt Thomas im Schatten. Eigentlich habe er einen Platz im Hospiz, dort sei er aber nur zum Schlafen. Wie er sich gegen die Hitze schützt? „Untern Baum, das Gebüsch ein bisschen plattdrücken, was soll ich tun? Und hier ist der Bus vom Roten Kreuz und das ist schon okay“, sagt er. Auch andere Menschen, die sich auf der Straße aufhalten, müssten immer etwas suchen. Ohne Wohnung könne man sich schlecht schützen. „Ich sag mal, da ist der Knackpunkt.“

Felix Köppen sagt: „Große Hitze ist grundsätzlich ein großes Gesundheitsrisiko.“ Menschen ohne Obdach gehörten dabei zu den „besonders stark betroffenen“ Gruppen.

Zu dritt läuft das Team um Köppen durch Parkanlagen und um S-Bahnhöfe im Berliner Osten. Nur vereinzelt finden sie dort Menschen, die wohl keine Bleibe haben und Hitzehilfe benötigen. „Die Verdrängung in den Innenstädten ist so groß“, sagt Köppen. Es sei nicht mehr so offensichtlich, wo sich bedürftige Menschen aufhalten. Selten treffe man eine größere Menschengruppe an. Bei jedem Stopp notiert sich das Team die Uhrzeit und wie viele Menschen sie angetroffen haben – für die kommenden Routen an Hitzetagen.

Senat fördert zehn Berliner Hitzehilfe-Projekte

Über den Sommer fördert der Berliner Senat zehn Hitzehilfe-Projekte für Obdachlose. Das teilte die Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales mit. Verschiedene Kirchengemeinden oder soziale Einrichtungen bieten zum Beispiel Schatten, Wasser und Sonnenschutz an – sogenannte Schutzräume. Neben den festen Standorten ist das DRK in drei Berliner Regionen mobil unterwegs und sucht Menschen direkt auf.

Online findet sich eine Übersicht über die Maßnahmen, darunter Schutzräume und aufsuchende Hitzehilfe. Die Hitzehilfe läuft bis zum 31. August.

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