Führerschein-Kosten: Fahrlehrerin: „Das Gehalt hat sich in den letzten Jahren schon sehr verbessert“

Der Führerschein kostet mittlerweile ein kleines Vermögen. Die Fahrlehrerin Ulrike Siouani erklärt, was das mit ihrem Gehalt und den Eltern der Fahrschüler zu tun hat.

Wer heute seinen Führerschein macht, muss deutlich mehr zahlen als früher. Liegt das auch daran, dass Ihr Gehalt so hoch ist?
Ja, das Gehalt hat sich in den letzten Jahren schon sehr verbessert. Früher war das kein angesehener Job und eher im Niedriglohnsektor angesiedelt. Seitdem es kaum noch Fahrlehrer gibt, sind die Gehälter extrem gestiegen. Seit Corona und dem Ukrainekrieg um mindestens 25 Prozent bis hin zu 50 Prozent, würde ich sagen. Heute kann man sehr gut als Fahrlehrer leben.

Wie setzt sich das Gehalt eines Fahrlehrers zusammen?
Das ist total unterschiedlich. Es gibt Firmen, die ein Festgehalt zahlen und Überstunden auszahlen. Viele zahlen aber einen Stundenlohn. Die Anzahl der Fahrstunden und der Theorieunterricht werden bezahlt, und es ist Verhandlungssache, ob es einen Aufschlag für Überstunden gibt.

Wie hoch ist ein normales Fahrlehrergehalt?
Die Bruttogehälter variieren je nachdem, was und wie viel die Fahrlehrer ausbilden. Wer mindestens 30 Stunden arbeitet, verdient zwischen 3500 und 6000 Euro brutto.

Und diese 6000 Euro, ist das für spezielle Führerscheinklassen oder einfach, weil jemand viele Stunden arbeitet?
Es sind Fahrlehrer, die 40 bis 50 Stunden arbeiten und nicht nur Pkw, sondern auch Motorrad, Lkw und Bus unterrichten. Dann ist die Preisspanne etwas höher. Unsere „Mutti“, die nur 30 Stunden arbeitet und ausschließlich im Pkw ausbildet, verdient dementsprechend weniger.

Und wie sieht es mit dem Stundenlohn aus? Wo liegt der ungefähr bei einem PKW-Fahrlehrer?
In Berlin fängt es bei 26 Euro an, wir sind bei 28 Euro, und ich habe schon von Angeboten bis zu 35 Euro gehört.

Das liegt an dem Mangel an Fahrlehrern und der hohen Nachfrage?
Ja, das ist ein Riesenproblem bundesweit. Man kämpft um die Fahrlehrer und bietet Sonderpositionen und weitere Anreize, um sie abzuwerben.

Wenn wir jetzt schon bei den Preisen sind: Die Löhne sind gestiegen, was natürlich Auswirkungen auf den Preis für den Führerschein hat. Können Sie das ausführen? Warum ist der Führerschein in den letzten Jahren so teuer geworden?
Das hat mehrere tiefgreifende Gründe. Erstmal die Betriebswirtschaft: Seit 2020 ist alles preislich extrem gestiegen. Die Inflation trifft natürlich auch Fahrschulen. Der Kraftstoff, die Fahrzeuge sind teurer geworden. Wir müssen den Fahrschulumbau der Autos und die Werkstattpreise bezahlen. Alle reden über die bösen Fahrschulen, aber die Kosten in den Werkstätten sind weit über 100 Euro pro Stunde, und wir Fahrschulen mit Material und Fahrlehrer sind mit 70 Euro extrem günstig. Auch die Mieten für die Fahrschulräume und die Versicherung für die Fahrzeuge sind gestiegen. Wir haben ja nicht nur ein Auto, sondern mehrere, und die sind teuer. Dazu kommen die Lohnkosten, Büro, Personal. Wir arbeiten viel mit Papieren, trotz Digitalisierung, was doppelte Kosten verursacht. Papier ist teuer, und wir zahlen die volle Umsatzsteuer ohne Förderung. Wir haben keine Lobby.

Gibt es neue Herausforderungen in Bezug auf die Schüler?
Die Ausbildung und die Bewerber haben sich verändert. Der Fahrschüler lernt das konventionelle Fahren sowie das Fahren mit den Assistenzsystemen. Gleichzeitig hat der Verkehr in den letzten zehn Jahren extrem zugenommen und ist rücksichtsloser geworden. Das heißt, die Inhalte, die wir vermitteln, haben zugenommen. Die Bewerber wachsen auch mit weniger eigener Verkehrserfahrung auf. Der weiträumliche Blick fehlt sehr vielen. Als Beifahrer mit den Eltern sitzen sie hinten, mit dem Smartphone oder dem Tablett vor den Augen. Sie werden bis in die Klassenzimmer „gefahren“. Immer weniger Kinder fahren selbstständig mit dem Fahrrad. Wenn sie fahren, habe ich beobachtet, fahren oft die Eltern vorneweg, mit „eigenen“ Verkehrsregeln, und die Kinder ohne eigene Verantwortung einfach hinterher. Genauso ist der Führerschein in dem vollen Terminkalender der Bewerber nur noch eine Nebensache, so benötigen viele ein bis zwei Jahre von Anfang bis Ende. Dies alles erhöht die Anzahl der benötigten Fahrstunden, was sich wiederum auf die Gesamtkosten niederschlägt.

Was kostet ein Führerschein heute im Durchschnitt?
Man muss schon mit mehr als 3000 bis 4000 Euro rechnen. Wer länger braucht, zahlt auch mehr. Aber egal welche Fahrschule, die Grundkosten sind gleich. Alle kommen im Durchschnitt auf den gleichen Endpreis.

Es gibt ja auch Fahrschulen, die mit Sonderangeboten werben.
Ja, aber die kann kein Mensch nachvollziehen. Ein Euro für 14 Mal 90 Minuten Theorie ist mit den Löhnen nicht machbar. Viele Fahrschüler wechseln dann wieder zu uns, weil sie dort auch über 4000 Euro ausgegeben haben. Das sind so eine Art Preisangebote oder Paketpreise, und dann müssen die Schüler immer mehr Pakete kaufen, damit die Fahrschule ihre Kosten decken kann.

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