14 Jahre lang war er der beliebteste Radweg Deutschlands. Die Konkurrenz wird immer vielfältiger – und die Ansprüche der Radfahrer auch.
Während der Elberadweg zu Beginn der Corona-Pandemie besonders stark genutzt wurde, sind die Nutzungszahlen an den Fahrradzählstellen in Sachsen-Anhalt nach der Pandemie teils deutlich zurückgegangen. An den drei Zählstellen im Land sank die Zahl der erfassten Radfahrer zwischen 15 und fast 19 Prozent, wie aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervorgeht. Ein Grund: In den vergangenen Jahren habe sich das touristische Radwegenetz in Deutschland und Europa erheblich erweitert, teilte Heike Grunow, Projektkoordinatorin Elberadweg beim Tourismusverband Sächsische Schweiz, mit.
„Radfahren boomt, aber die Masse verteilt sich in der Fläche“, sagt Grunow. Parallel dazu habe sich der Fahrradmarkt mit Rennrädern, Gravelbikes und E-Bikes verändert. Je nach Radtyp variierten auch die Ansprüche an Strecke und Gelände. Diese Entwicklung zeige, dass Radfahrende erfahrener und spezialisierter geworden seien. „Viele kennen den Elberadweg oder einzelne Abschnitte bereits.“
Abschnitte werden unterschiedlich stark befahren
Die Nutzung einzelner Abschnitte unterscheide sich deutlich. Im Jahr 2023 wurden laut Landesregierung an der Zählstelle Storkau bei Tangermünde (Landkreis Stendal) rund 25.000 Radfahrende gezählt. In Bittkau bei Tangerhütte waren es etwas mehr als 17.000, in Coswig (Anhalt-Bitterfeld) über 34.000.
Zudem werde der Elberadweg nur selten durchgehend von der Quelle bis zur Mündung befahren. Viele beendeten ihre Tour in touristischen Städten wie Dresden, Dessau oder Lutherstadt Wittenberg. Kurzreisende nutzten oft Bahnhöfe an den Start- oder Zielpunkten. Wenn diese Anbindung fehle, wählten sie stattdessen andere Abschnitte wie Magdeburg-Dessau, Meißen-Bad Schandau oder Dresden-Prag.
ADFC: Harte Konkurrenz im Tourismusmarkt
14 Mal in Folge wurde der Elberadweg bei der Radreiseanalyse des ADFC zum beliebtesten Radweg Deutschlands gewählt: von 2005 bis 2018. Inzwischen liegt er hinter dem Weser-Radweg nur noch auf Platz zwei. An den Zahlen der Zählstellen sehe man, dass der Tourismusmarkt ein sehr harter geworden sei, sagt Stephan Marahrens vom ADFC Sachsen-Anhalt. Corona sei zunächst ein Katalysator gewesen, als dann später der Flugtourismus wieder möglich war, seien die Zahlen der Radreisenden wieder zurückgegangen. Daher sei es wichtig, regelmäßig seine Hausaufgaben zu machen, wenn man sich touristisch auch in Zukunft positionieren wolle. „Man kann sich nicht darauf ausruhen, dass man lange Jahre Erster oder Zweiter war in der Beliebtheit.“
Der Elberadweg führt vom Riesengebirge in Tschechien über Sachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Hamburg auf einer Strecke von fast 1.300 Kilometern bis zur Nordsee.