Der Philosoph Friedrich Nietzsche war offen für die technischen Dinge seiner Zeit. Eine Kabinettausstellung im Oktober beleuchtet eine seiner Besonderheiten.
Zum internationalen Nietzsche-Kongress vom 16. bis 19. Oktober in Naumburg öffnet dort eine Kabinettausstellung. Im Mittelpunkt stehen Nietzsches Schreibfedern. In seinem Leben benutzte der Philosoph vier Modelle. „Um seine Handschrift zu verbessern, bat er seine Mutter, die damals neu entwickelte Rundschriftfeder Nr. 5 der Firma Soennecken zu besorgen“, sagt der Leiter des Nietzsche-Hauses und des Nietzsche-Dokumentationszentrums, Ralf Eichberg.
Ein Schweizer Schullehrer hatte ihm in Sils Maria (Schweiz) diesen Tipp gegeben. Überhaupt war für Nietzsche das Schreibzeug wichtig, weil es seiner Meinung nach an den Gedanken mitarbeitete. In der Kabinettausstellung im Nietzsche Dokumentationszentrum neben dem Nietzsche Museum wird es ein Pult geben. „Hier können die Besucher persönlich diese Feder benutzen und wie Nietzsche schreiben“, sagt Eichberg.
Kongress erörtert Nietzsches Technikverständnis
Der Kongress dreht sich um Nietzsches Verhältnis zu Technologien und Technik. Beispielsweise schrieb Nietzsche als einer der ersten Deutschen auf einer Schreibmaschine, der sogenannten Malling-Hansen-Schreibkugel. Das Gerät wurde 1865 vom dänischen Pastor Hans Rasmus Johann Malling Hansen entwickelt.
Die seit April 2024 gezeigte neue Dauerausstellung „1, 2, 3 Nietzsche“ wird nach Angaben von Eichberg gut angenommen. „Die Besucher kommen aus ganz Deutschland und der ganzen Welt. Es gibt kaum ein Land, das nicht vertreten ist“, sagt der Leiter.
Unterschiedliche Hörangebote
Die Schau basiert auf differenzierten Hörangeboten auf verschiedenen Niveaus, von Anfänger bis zu philosophisch komplexen Themen. „Der Audioguide zwingt die Leute dazu, durch alle Räume zu gehen, und er zwingt sie, beim Thema zu bleiben“, sagt Eichberg und erklärt: „Früher, in dieser rein visuellen Ausstellung, hatten wir manchmal folgendes Phänomen: Die Menschen kommen rein, rennen durch, schauen, wo es irgendwo Nietzsche Originale gibt. Sie sehen, dass es das nicht gibt und sie sehen, dass man lesen und sich Bilder anschauen muss, und dann gehen sie wieder raus. Jetzt, durch den Audioguide hat sich die Verweildauer der Besucher deutlich verlängert. Manche Tonspuren wollen die Besucher zweimal, dreimal hören. Viele sitzen dann im Hof und sind sehr lange bei uns im Haus.“
Das Haus ist in der Hauptsaison jeweils von April bis Oktober geöffnet. Friedrich Nietzsche (1844-1900) verbrachte in dem Gebäude, das jetzt ein Museum ist, einen Teil seiner Kindheit und Jugend sowie Jahre als pflegebedürftiger Kranker. Das Dokumentationszentrum in der Nähe des Nietzsche-Hauses öffnete 2010. Es beherbergt rund 870 laufende Archiv-Meter an Schriften und Dokumenten.
Nietzsche wurde 1844 in Röcken, etwa 30 Kilometer von Naumburg entfernt, geboren. Dort liegt er auch begraben. Er starb 1900 in Weimar.