Parteimitgliedszahlen: Linke mit größtem Mitgliederzuwachs unter Thüringer Parteien

Die Linke ist nicht die einzige Partei in Thüringen, deren Mitgliederzahl zuletzt gewachsen ist. Jenseits von CDU und SPD haben auch andere Parteien einigen Zulauf.

Die meisten Thüringer Parteien haben in den vergangenen Monaten personell zugelegt. Allerdings verloren CDU und SPD – die gemeinsam mit dem BSW koalieren – innerhalb eines Jahres Mitglieder, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Der noch junge BSW-Landesverband gewinnt nach eigenen Angaben Mitglieder hinzu. Und die Linke rückt vor auf Platz zwei.

Die größte Partei in Thüringen bleibt mit derzeit etwa 7.200 Mitgliedern die CDU. Im Juli 2024 waren es noch fast 7.600 Mitglieder. Den Hauptgrund für den Mitgliederschwund sieht der Leiter der CDU-Landesgeschäftsstelle, Creon Rinas, in der Altersstruktur: „Unsere Mitgliedschaft ist überaltert, viele Austritte erfolgen schlicht durch Tod.“ Eine politische Unzufriedenheit mit der CDU-Politik spiele dagegen nur eine untergeordnete Rolle für die Entwicklung der Mitgliederzahl. Es gebe nur vereinzelt Parteiaustritte aus politischen Gründen. Diese würden aber nahezu ausgeglichen durch Neueintritte von Menschen, die sich gerade wegen der aktuellen politischen Lage bewusst für die CDU entscheiden würden.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Thüringer SPD, die innerhalb eines Jahres 80 Mitglieder verlor. „Der leichte Rückgang ist vor allem auf demografische Entwicklungen zurückzuführen“, sagte der SPD-Landesgeschäftsführer Markus Giebe. Die Zahl der Austritte und die der Neueintritte gleiche sich in der Regel aus. „Gerade in herausfordernden Zeiten sehen viele neue Mitglieder in der SPD den verlässlichen Anker für den Schutz der Demokratie und den entschlossenen Kampf gegen Antisemitismus“, sagte Giebe. Derzeit haben etwa 3.300 Menschen das SPD-Parteibuch. 

Linke überholt SPD bei Mitgliederzahl – und wird jünger

Mit aktuell 4.500 Mitgliedern hat die Linke nicht nur den größten Zuwachs unter den Thüringer Parteien, sondern ist personell auch an der SPD vorbei auf den zweiten Platz gerückt. Nach Angaben des Landesgeschäftsführers Paul Gruber waren vor einem Jahr noch etwa 3.200 Linke in der Partei organisiert. Auffällig bei dem Plus von 1.300 Mitgliedern sei, dass vor allem junge Menschen eingetreten seien. So sei der Anteil der Parteimitglieder unter 35 Jahren binnen Jahresfrist von etwa 24 Prozent auf nun fast 40 Prozent gestiegen. „Diese Gruppe ist stark geprägt durch aktuelle soziale Kämpfe – zum Beispiel für Klimagerechtigkeit, Feminismus, Antifaschismus und bezahlbares Wohnen“, sagte Gruber.

Auch die AfD und die Grünen gewannen neue Mitglieder hinzu. Die Zahl der AfD-Mitglieder erhöhte sich seit Juli 2024 um 500 auf jetzt 2.500. „Die AfD profitiert von einer in der Bevölkerung weit verbreiteten, allgemeinen Unzufriedenheit mit Politik und Positionen der etablierten Parteien und wird als einzige echte und konsequente, unbeugsame Oppositionskraft wahrgenommen“, sagte der Sprecher des Landesverbandes Torben Braga. Die AfD-Mitgliederzahl steige deshalb bundesweit, „ein Trend, der auch durch die Entwicklung in Thüringen befördert wird“.

Habeck-Effekt und Ampel-Frust 

Bei den Grünen sei die Zahl der Parteimitglieder von etwas mehr als 1.400 im Juli 2024 auf nunmehr fast 1.900 gewachsen, sagte der Landesgeschäftsführer der Partei, Michael Kost. Für die Neumitglieder gebe es oft mehrere Motive, sich bei den Grünen zu engagieren. „Für viele war es ein zentraler Punkt, die Kanzlerkandidatur von Robert Habeck zu unterstützen und sich für die Demokratie in einer Partei zu engagieren, deren Grundwerte sie teilen und stärken wollen“, sagte Kost. Auch das starke Abschneiden der AfD bei den Wahlen 2024 und der Bruch der Ampel-Koalition auf Bundesebene seien Auslöser für Neueintritte gewesen.

Bei dem erst im März vorigen Jahres gegründete Thüringer BSW-Landesverband sind nach eigenen Angaben inzwischen 235 Männer und Frauen organisiert. Der Prozess der Mitgliederaufnahme beim BSW ist seit Monaten umstritten und deutlich stärker reglementiert als bei anderen Parteien. Die FDP reagierte nicht auf eine Anfrage zur Entwicklung ihres Mitgliederbestands.

Die Vertreter sowohl von CDU, SPD, Linken und Grünen sagten, es sei eine stetige Herausforderung, die neuen Mitglieder in die jeweiligen Parteien zu integrieren. „Viele Neumitglieder bringen hohe politische Motivation mit, aber wenig Erfahrung in formeller Parteiarbeit“, sagte Gruber von der Linken. CDU und SPD setzen unter anderem auf sogenannte Neumitgliedertreffen. „Diese bieten eine offene und persönliche Gelegenheit zum Austausch mit Abgeordneten und Regierungsmitgliedern“, sagte Giebe von der SPD.

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