Zoff ums Kind: Mehr Sorgerechtsfälle – Kinderschützer warnen

Wenn Eltern sich nicht einigen, geraten Kinder schnell zwischen die Fronten. Der Weg vor Gericht wird zur Belastung – auch für die, die am wenigsten dafür können.

Die Zahl der Sorgerechtsverfahren vor niedersächsischen Gerichten ist im vergangenen Jahr erneut leicht gestiegen. Vor Amts- und Oberlandesgerichten wurden 2024 insgesamt 20.724 Verfahren erledigt, wie das Justizministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Das waren gut 200 mehr als im Jahr zuvor. Seit 2021 nimmt die Zahl der Verfahren kontinuierlich zu – damals waren es noch rund 18.650.

Die durchschnittliche Verfahrensdauer verringerte sich den Angaben nach im Vergleich zu 2023 leicht. An den Amtsgerichten dauerten die Verfahren 2024 im Schnitt rund 3,4 Monate, an den Oberlandesgerichten 3,3 Monate.

Der Kinderschutzbund Niedersachsen warnte vor einer zu starken Fokussierung auf Elternkonflikte in familiengerichtlichen Auseinandersetzungen. Simon Kopelke, Vorstandsmitglied des Landesverbands, sagte: „Oftmals wird dem Anspruch, dass das Kindeswohl an erster Stelle stehen muss, nicht ausreichend gerecht. Vielmehr geht es zu häufig vorrangig um die Abwägung der Elterninteressen.“ Kinder müssten konsequent altersgerecht beteiligt und angehört werden – ihre Sichtweisen dürften nicht übergangen werden.

Kind zwischen den Fronten

Auch der Sprecher des Landesverbands, Pablo Sennett, äußerte sich kritisch: „Wenn Eltern ihre Konflikte nicht außergerichtlich lösen können, geraten Kinder zwischen die Fronten. Sie werden unfreiwillig zu Beteiligten in Auseinandersetzungen, welche die Erwachsenen klären müssten. Das belastet Kinder stark und kann ihre Entwicklung beeinträchtigen.“

Das Amtsgericht Oldenburg empfiehlt Eltern, vor einer Antragstellung auf gerichtliche Klärung zunächst das Jugendamt oder eine Beratungsstelle einzuschalten. Ziel sei es, Konflikte möglichst einvernehmlich zu lösen, die elterliche Verantwortung zu stärken und Kinder nicht zusätzlich zu belasten.

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