Ein erotisches römisches Mosaik ist wieder in Pompeji. Das während des Zweiten Weltkriegs entwendete Kunstwerk könnte Einblicke in das Leben vor dem Ausbruch des Vesuvs liefern.
Eine Mosaiktafel mit einem erotischen Motiv aus römischer Zeit ist nach Jahrzehnten in ihre Heimat zurückgekehrt. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, wurde das Bildnis am Dienstag in den archäologischen Park von Pompeji zurückgebracht. Ein Nazi-Hauptmann hatte es während des Zweiten Weltkriegs gestohlen.
Das Mosaik, das auf die Zeit zwischen Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. und dem ersten Jahrhundert n. Chr. datiert wird, zeigt ein Liebespaar und schmückte vermutlich den Boden eines Schlafzimmers in einem Haus in Pompeji. Experten bezeichnen es als Werk von „außerordentlichem kulturellem Interesse“.
Gabriel Zuchtriegel, Direktor des Archäologischen Parks von Pompeji, erklärte: „Es ist der Moment, in dem das Thema der häuslichen Liebe zum künstlerischen Sujet wird.“
Erben geben Mosaik an Italien zurück
Das Kunstwerk kehrte auf diplomatischem Weg aus Deutschland zurück. Das italienische Konsulat in Stuttgart arrangierte die Rückgabe, nachdem die Erben des letzten Besitzers es übergeben hatten. Der Besitzer, ein verstorbener Deutscher, hatte das Mosaik als Geschenk von einem Wehrmacht-Hauptmann erhalten, der während des Krieges in Italien tätig war.
Die Anfrage der Erben machte überhaupt erst auf das Mosaik aufmerksam. Sie wandten sich an die Carabinieri-Einheit in Rom, die für den Schutz des kulturellen Erbes zuständig ist, und baten um Hinweise zur Rückgabe. Nachdem die Behörden die Echtheit und Herkunft des Fundes bestätigt hatten, wurde die Rückführung eingeleitet.
Der Archäologische Park von Pompeji half dabei, den Fundort trotz der spärlichen Informationen in die Nähe des Vulkans Vesuv einzugrenzen, erklärten die Carabinieri. Im Park wird das Mosaik nun katalogisiert, geschützt und für Bildungs- sowie Forschungszwecke zugänglich gemacht.
Rückgabe nach Pompeji wie „Heilung einer offenen Wunde“
Die exakte Herkunft des Mosaiks ist allerdings unklar und wird möglicherweise nie geklärt werden können, fügte Zuchtriegel hinzu. „Wir werden jedoch weitere Untersuchungen und archäometrische Analysen durchführen, um seine Echtheit zu bestätigen und seine Geschichte so weit wie möglich zu rekonstruieren.“
Die Rückgabe sei wie die Heilung einer offenen Wunde, so Zuchtriegel. Das Mosaik ermögliche es, die Geschichte des ersten Jahrhunderts n. Chr. zu rekonstruieren, bevor der Ausbruch des Vesuvs Pompeji zerstört.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1969 hat die Spezialeinheit der Carabinieri mehr als drei Millionen Kunstwerke und Relikte sichergestellt, die aus italienischen Kulturstätten gestohlen worden waren, wie die britische Zeitung „Guardian“ berichtet. So wurden beispielsweise im Jahr 2021 sechs Fragmente von Wandfresken zurückgegeben, die aus den Ruinen antiker römischer Villen geraubt worden waren.
Pompeji wurde nach dem katastrophalen Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. unter Vulkanasche begraben und lag bis zum 16. Jahrhundert verschüttet.