Die gescheiterte Ehe der Millionärstochter Christina Block wurde zum Drama. Nun steht sie vor Gericht. Vorwurf: Entführung der eigenen Kinder. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Ab Freitag, 11. Juli, steht eine Frau vor dem Hamburger Landgericht, die in Hamburg und weit darüber hinaus inzwischen bestens bekannt sein dürfte. Sie heißt Christina Block, ist Tochter des „Block-House“-Patriarchen Eugen Block, selbst Unternehmerin und Mutter von vier Kindern. Die beiden jüngsten, Klara und Theodor, wurden entführt. Das ist der Kern des Verfahrens, das von vielen Beobachtern schon jetzt als Prozess des Jahres gewertet wird.
Ein eskalierter Sorgerechtsstreit spielt dabei eine Rolle, ehemalige Spione und ein ehemaliger TV-Moderator. Lesen Sie hier die große stern-Rekonstruktion des Falles. Und nachfolgend die wichtigsten Fragen und Antworten zum Prozessstart.
Um was geht es im Verfahren gegen die Steakhaus-Erbin?
In der Nacht auf den 1. Januar 2024 entführten acht maskierte Männer im dänischen Gråsten die Kinder Klara, damals 13, und Theodor, damals 10. Sie sind die zwei jüngsten von insgesamt vier Kindern der Steakhaus-Erbin Christina Block und ihrem Ex-Partner Stephan Hensel. Um die Kinder tobt seit Jahren der wohl grellste Sorgerechtskonflikt Deutschlands. Als die Entführer zuschlugen, lebten die Kinder beim Vater in Dänemark.
Im Prozess, der am 11. Juli in Hamburg startet, wird es zentral um die Frage gehen: Wer steckt hinter der Entführung? Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Christina Block, die Tat beauftragt zu haben. Sie stützt sich dabei vorwiegend auf Indizien. Insgesamt 37 Prozesstage hat das Landgericht terminiert.
Was sagt Christina Block selbst zu den Vorwürfen?
Christina Blocks Anwalt Otmar Kury weist alle Vorwürfe zurück. Seine Mandantin habe den Auftrag zur Entführung ihrer Kinder „nicht erteilt und wäre dazu niemals bereit gewesen“.
Stattdessen lieferte Block selbst eine überraschende Erklärung der Ereignisse, eine, die die Staatsanwaltschaft nicht überzeugt. Darin spielt ihre verstorbene Mutter Christa die Hauptrolle. In einem Telefonat am Tag der Entführung, so gibt Christina Block über ihren Anwalt zu Protokoll, habe eine Frau ihr berichtet, dass Mutter Christa Block einer Sicherheitsfirma den Auftrag erteilt habe, Klara und Theo in Dänemark abzuholen, sobald sich die Gelegenheit ergebe. Blocks Mutter verstarb im Sommer 2023. Sie habe aber ihren Auftrag schon im Voraus bezahlt, deshalb habe man Christa Block ihren letzten Wunsch erfüllt.
Wer spielt im Prozess noch eine Rolle?
Es ist eine illustre Runde, die im Lauf des Prozesses im Landgericht Hamburg sitzen wird. Insgesamt sieben Personen sind angeklagt. Neben Block ist auch der ehemalige TV-Sportmoderator Gerhard Delling angeklagt, wegen möglicher Beihilfe bei der Entführung. Das Landgericht weist im Beschluss darauf hin, dass auch eine Mittäterschaft von Delling möglich sei. Neben Block und Delling sind fünf weitere Personen angeklagt; zwei aus dem privaten Umfeld der Blocks, außerdem der Leiter eines Hamburger Sicherheitsunternehmens, ein 62-Jähriger Deutscher und ein 35-Jähriger israelischer Staatsangehöriger.
Nach Informationen von stern/RTL hat das Block-Lager kurz vor Prozessbeginn juristisch aufgerüstet und einen weiteren Strafverteidiger engagiert. Es handelt sich dabei um den bekannten Rechtsanwalt Ingo Bott, der unter anderem am „CumEx“-Verfahren mitwirkte.
Was würde Block im Falle einer Verurteilung drohen?
Block wird unter anderem der schweren Entziehung Minderjähriger, der gefährlichen Körperverletzung und der Freiheitsberaubung beschuldigt. Sollte sie rechtskräftig verurteilt werden, könnte ihr eine mehrjährige Freiheitsstrafe drohen. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.
Welche Vorgeschichte hat die mutmaßliche Entführung?
Der nun anstehende Prozess ist der vorläufige Höhepunkt eines jahrelangen Sorgerechtsstreits, ausgefochten zwischen den ehemaligen Eheleuten Block und Hensel. Der Konflikt beschäftigte und beschäftigt noch zahlreiche Gerichte auf dänischer wie deutscher Seite.
Im Jahr 2014 zerbrach die Ehe, nach rund neun Jahren. Die Betreuung der vier Kinder wurde geteilt. Im Jahr 2021 brach sich die Eskalation schließlich Bahn, als Hensel die zwei jüngsten Kinder nach einem Besuch bei sich in Dänemark behielt, wo er inzwischen wohnte. Er verstieß damit gegen vereinbarte Regeln. In Deutschland und Dänemark haben sich mehrere Gerichte mit Vorwürfen beider Seiten befasst. 2024 schließlich verschleppten Maskierte die Kinder Klara und Theo aus Dänemark. Kurzzeitig landeten sie bei Block in Hamburg, ein Gericht veranlasste jedoch, dass die Kinder zurück nach Dänemark gebracht werden müssen.
Wie geht es den Kindern heute?
Sicher ist, egal, zu welchem Urteil das Gericht auch kommt: Es gibt nur Verlierer in dieser Geschichte. Klara und Theo leben derzeit mit ihrem Vater und seiner Familie an einem geheimen Ort in Dänemark. Unter neuem Namen und in einem Opferschutzprogramm.