Erneut ist eine Moselschleuse nach einem Unfall beschädigt. Bei der Wirtschaft kommen schlimme Erinnerungen auf – doch so schlimm wie bei dem Unfall im Dezember soll es diesmal nicht kommen.
Nach dem Schiffsunfall in einer Mosel-Schleuse gehen die Behörden in einer ersten Einschätzung nicht davon aus, dass die wichtige Wasserstraße wochenlang gesperrt bleibt. „Wir versuchen, mit dem beschädigten Tor weiter zu schleusen“, sagte Stephan Momper, Leiter der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung Mosel-Saar-Lahn.
Er sei optimistisch, dass spätestens in der kommenden Woche wieder Frachtschiffe durch die Schleuse in St. Aldegund befördert werden könnten. „Vielleicht sogar schon ab dem Wochenende“, sagte Momper. „Wir werden gucken, dass wir in gewissen Rahmen die Schifffahrt so weit aufrechterhalten, dass die Wirtschaft nicht so stark geschädigt ist.“
Lockerung des Sonntagsfahrverbots für Lastwagen
Die Landesregierung kündigte an, die Wirtschaft in der Region dabei zu unterstützen, dass in der Zwischenzeit Lieferketten nicht zusammenbrechen. Dafür werde sie für betroffene Lieferungen das Sonntagsfahrverbot für Lkw aufheben, kündigte Wirtschafts- und Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) an.
„Diese Lösung hatte bereits beim Schiffsunfall in Müden dazu beigetragen, Lieferketten stabil zu halten sowie den Schaden für die Wirtschaft soweit es möglich war abzufedern“, sagte die Ministerin.
Schiff rammt Schleusentor
Ein Fahrgastschiff hatte am Mittwochnachmittag in St. Aldegund (Landkreis Cochem-Zell) das Schleusentor gerammt. Drei Menschen wurden verletzt, das Tor wurde stark beschädigt. Die Schleuse in St. Aldegund musste ihren Betrieb bis auf weiteres einstellen. Wie es zu dem Zusammenstoß kommen konnte, war zunächst unklar.
Ein Sprecher des Betreibers der Schiffskreuzfahrt sagte, das Schiff habe nach dem Unfall selbst zurückfahren können. Rund 110 Passagiere seien an Bord. Sie sollen mit dem Bus zurück nach Düsseldorf gebracht werden. „Die Reise wäre heute auch zu Ende gewesen in Düsseldorf“, sagte er. „Die nächste Reise wird abgesagt.“
Der Unfall sei aber überhaupt nicht vergleichbar mit dem folgenschweren Crash an der Mosel-Schleuse Müden im vergangenen Dezember, sagte Momper. Damals saßen 70 Schiffe tagelang auf der Mosel fest – mit massiven Folgen für die Wirtschaft der Region.
„In Müden war das Schleusentor ja komplett aus der Verankerung herausgerissen und die Schleuse war auch nicht mehr nutzbar. Hier ist das Tor zwar sehr stark deformiert, aber wir können die Schleuse noch nutzen“, betonte der Fachmann.
50 Schiffe stecken vor beschädigter Schleuse fest
Laut Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) ermitteln Experten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung derzeit, wie schwer das Schleusen-Untertor beschädigt wurde. „Das ist keine gute Nachricht für die Mosel“, sagte er. „Ich werde alles daran setzen, dass die Mosel so schnell wie möglich wieder durchgängig freigegeben werden kann.“
Innerhalb eines Tages haben sich bereits rund 50 Schiffe vor der Schleuse gesammelt und warten auf eine Schleusung, wie das Bundesverkehrsministerium mitteilte. Auch Notschleusungen für die wartenden Schiffe seien eine Möglichkeit, falls die Beschädigungen schwerer sein sollten. „Trotz der Havarie gilt: Die Schifffahrt auf der Mosel wird nicht komplett zum Erliegen kommen“, sagte Eric Oehlmann, Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt.
Neues Schleusentor war ohnehin schon bestellt
Ein Glück sei, dass das nun beschädigte Schleusentor in St. Aldegund ohnehin demnächst ersetzt werden sollte. „Dieses neue Tor wird jetzt demnächst fertig. Wir haben heute noch mal Kontakt mit der Firma aufgenommen, um das zu beschleunigen“, sagte Momper.
Er gehe davon aus, dass die Schleuse damit im Spätsommer oder im frühen Herbst endgültig repariert werden könne.
Politik fordert mehr Tempo beim Ausbau der Schleusen
Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) appellierte an den Bund, den Ausbau der Mosel für die Schifffahrt mit höchster Priorität voranzutreiben. „Alle zehn Schleusen an der Mosel müssen grundsätzlich über zwei Schleusenkammern verfügen“, sagte er. „Unsere Logistik und unsere Wirtschaft brauchen Wasserstraßen, die mit dem Verkehrsaufkommen standhalten können.“
Auch die Wirtschaft machte Druck: „Unsere Wasserstraßen-Infrastruktur ist akut verletzbar. Und politisches Nichthandeln wird zunehmend zum Risiko für ganze Industriezweige“, schrieb die Industrie- und Handelskammer Saarland.
Weiterer Unfall an Brücke
Nachdem das Fahrgastkabinenschiff das Schleusentor in St. Aldegund gerammt hatte, kam es auf der Mosel noch zu einem weiteren Unfall. Bei Treis-Karden (Landkreis Cochem-Zell) sei ein Kabinenschiff in eine Brücke gestoßen, teilte die Polizei mit. Der Platz zwischen Wasseroberfläche und Brückenbogen habe für das Schiff nicht ausgereicht.
110 Fahrgäste und 27 Crew-Mitglieder waren an Bord, als das Schiff die Brücke rammte. Zwei Crew-Mitglieder seien verletzt und in Krankenhäuser gebracht worden, so die Polizei. Nach Untersuchungen des Landesbetriebs Mobilität hat das Verkehrsministerium in Mainz Entwarnung für die Brücke gegeben. An der Brücke sei kein größerer Schaden entstanden, teilte Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) mit. Die Nutzung sei weiterhin möglich.