Bedeutende Bücher: Ungesunde Familienstrukturen durchbrechen? Dieses Buch unterstützt dabei

Bücher können berühren, bewegen, belehren und bestenfalls bedeutend werden. Wir haben solche Werke zusammengetragen. Dieses Mal: „Das bleibt in der Familie“ von Sandra Konrad.

Wir können sie uns nicht aussuchen, manchmal gibt sie uns Halt, manchmal richtet sie Schaden an: Unsere Familie ist ein Teil von uns. Egal, ob wir einen guten Kontakt zu ihr haben oder nicht, ob sie groß, klein oder nicht mehr vorhanden ist. Aber klar ist: Familiäre Strukturen prägen uns und wir nehmen uns etwas davon an – ob wir wollen oder nicht. „Wir tragen sie in unseren Genen und Erinnerungen, in unseren verinnerlichten Werten und Erwartungen. Wir sind durch sie geprägt und an sie gebunden: über Kontinente und Generationen, sogar über Kontaktabbrüche und den Tod hinweg.“

Was genau unsere Erziehung und die familiäre Tradition mit uns macht, hat Psychologin und Familientherapeutin Sandra Konrad in ihrem Buch „Das bleibt in der Familie“ festgehalten. Besonders, wenn wir merken, dass wir problematische Eigenschaften oder Werte in uns und Lasten oder ungesunde Erwartungen weitertragen, die ihren Ursprung in unserer Familie haben, kann das Buch dabei helfen, sich davon zu lösen – oder sie überhaupt erst zu erkennen.

Die Autorin macht deutlich, wie das Vorgehen lauten sollte, wenn wir alte Lasten ablegen möchten: Es ist wichtig, zuerst einmal zu verstehen, wo sie herkommen und was sie ausgelöst hat. Dabei beginnt Konrad mit vielen Beispielen aus ihrem therapeutischen Alltag. Etwa leistungsorientierten Familien, die ihre Wünsche und Erwartungen auf ihre Kinder (bewusst oder unbewusst) übertragen haben. Die Psychologin macht deutlich, was passieren kann, wenn Kinder unter zu großem Druck leiden oder gar daran zerbrechen und wie stark sie auf die Zuneigung der Eltern hinarbeiten und manchmal sogar Grenzen überschreiten, um sie zu erhalten.

Sie schreibt von „Berts“ aka Kindern, die sich nicht von ihren Eltern lösen können, weil diese sie nicht lassen und emotional unter Druck setzen oder manipulieren. Und von vielen weiteren ungesunden Familienstrukturen, die manchmal dazu führen, dass die Familie daran im Stillen zerbricht und viele Kinder nicht stark genug sind, sich gegen die jahrelangen Traditionen zu stellen.

Konrad erklärt auch, wie sich ungesunde und selbstzerstörerische Glaubenssätze bilden können. Auch, wenn Elternteile mit ihrer Erziehung gar nichts Böses beabsichtigt haben und – im Gegenteil – manchmal sogar eher die Fehler der eigenen Eltern wettmachen wollen, leidet der Nachwuchs teilweise stark darunter und zieht sich seelische Verletzungen zu, die meist bis ins Erwachsenenalter bleiben, Einfluss auf die spätere Beziehung oder Kindererziehung haben und schlimmstenfalls für immer bleiben. Und das nur, weil die eigenen Eltern es nicht geschafft haben, ihre eigenen familiären Lasten aufzuarbeiten und abzulegen, sondern sie stetig weitertragen. 

Bedeutende Bücher: Darum zählt „Das bleibt in der Familie“ von Sandra Konrad dazu

Wann Erlerntes ungesund wird, warum wir manchmal handeln, wie wir handeln, warum wir ungeliebte Eigenschaften der Eltern (unbewusst) annehmen und was es braucht, um sich zu ändern, macht Sandra Konrad sehr deutlich. Sie erklärt, dass es ein schwieriger, langer Weg ist, der sich allerdings in den meisten Fällen lohnt, um unbeschwert leben zu können. Dabei unterstützt die Familientherapeutin mit Fragen und hilfreichen Ansätzen, die teilweise augenöffnend sein können.  

Und auch, wenn Sie keine familiär bedingten Traumata oder stetig auftretenden Alltagsprobleme haben, ist es sinnvoll, das Buch zu lesen, weil es hilft, auch die Menschen um sich herum etwas besser verstehen zu können und zu erkennen, dass sie manchmal gar nichts dafür können, wenn sie das ganze Leben als Wettkampf sehen oder es nicht schaffen zum/zur Partner:in liebevoll zu sein.

Das Buch ist verständlich und alltagsnah geschrieben, greift unterschiedliche Situationen auf und regt dazu an, sich mit der eigenen Kindheit und den eigenen Familienstrukturen, vielleicht auch der Erziehung der eigenen Kinder tiefergehend zu beschäftigen. Ein Aspekt, der mir in dieser Serie besonders wichtig ist. Schließlich sollen die vorgestellten Bücher nicht nur Tipps sein, die nach einmaligem Lesen in der Ecke verstauben und vergessen werden. Sondern solche, die uns weiterbringen und unsere Sichtweise oder bestenfalls unser Leben bereichern. Das trifft auf Sandra Konrads Buchs definitiv zu. 

TippWeitere Buchempfehlungen aus der Redaktion finden Sie übrigens auf unserer Themenseite.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert