Nach der ungeplanten Sperrung am Dreieck-Funkturm herrscht im Berliner Westen Verkehrs-Chaos. Unter Hochdruck arbeitet die Autobahn GmbH an einer Entlastung. Die Kritik an ihr wird lauter.
Nach der kurzfristigen Sperrung der sogenannten Ringbahnbrücke auf der Stadtautobahn A100 im Berliner Westen arbeitet die Autobahn-Gesellschaft unter Hochdruck an Umleitungsmaßnahmen. Zum Start des Berufsverkehrs am Montag soll der Verkehr auf der Autobahn zumindest einspurig wieder in Richtung Norden rollen können, teilte die bundeseigene GmbH mit. Dafür werden die Autos auf die Gegenfahrbahn umgeleitet, die dafür eine ihrer drei Spuren abgeben muss.
„Die Maßnahme soll helfen, den Verkehr auf der Autobahn zu halten und die Belastung im Stadtstraßennetz zu reduzieren“, hieß es. Ziel sei es, den Verkehr in Richtung Wedding trotz der Brückensperrung schnellstmöglich wieder fließen zu lassen, teilte die Autobahn-Gesellschaft weiter mit. „Die Arbeiten finden rund um die Uhr statt – Tag und Nacht wird am Aufbringen der Fahrbahnmarkierungen, dem Aufbau der Leitsysteme und der Verkehrssicherung gearbeitet.“
Sperrung ohne Vorwarnung
Ohne Vorwarnung hatte die Gesellschaft die Brücke am Autobahndreieck Funkturm am Mittwochabend vollständig gesperrt. Grund war ein Riss im Tragwerk, der sich unerwartet vergrößert hatte. Die Maßnahme führte zum Verkehrsinfarkt am wohl wichtigsten Knotenpunkt in der Region. Rund 230.000 Autos fahren täglich über das Dreieck Funkturm, rund 95.000 über die Brücke in Richtung Norden.
Entsprechend groß war der Unmut aufseiten des betroffenen Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Sperrung sei „katastrophal vorbereitet“ worden, teilte das Bezirksamt mit. Dass sich der Riss ausbreitet, hatte die Autobahn-Gesellschaft bereits Anfang März mitgeteilt und zunächst eine Teilsperrung der Brücke eingeleitet. Doch auch zehn Tage danach gebe es kein tragfähiges Umleitungskonzept, kritisierte der Bezirk.
Ähnlich äußerten sich auch die Berliner Grünen. „Obwohl die Probleme bekannt waren, lässt man Anwohnende und Autofahrende ins Chaos rennen“, teilte ihr Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Werner Graf, mit. „Der Senat muss sich mit Nachdruck gegenüber der Autobahn GmbH für ein Verkehrskonzept einsetzen, dass die Anwohnenden vor dem massiven Verkehrschaos in den Nebenstraßen schützt.“
Bezirk sperrt Wohngebiete für den Ausweichverkehr
Der Bezirk ordnete die Sperrung mehrerer Wohngebiete für den Umleitungsverkehr an. Betroffen davon sind die Einfahrten Tegeler Weg/Brahestraße, Tegeler Weg/Mindener Straße, die Einfahrten zum Kiez rund um den Klausener Platz sowie Kaiserdamm/Soorstraße und Kaiserdamm/Meerscheidtstraße.
In der kommenden Woche will die Autobahn-Gesellschaft ein Mobilitätskonzept für die Zeit der Sperrung vorstellen. Dieses dürfte vor allem eine Ausweitung der Kapazitäten im öffentlichen Nahverkehr in den Blick nehmen. Seit Tagen bitten die Verantwortlichen zum Umstieg auf Busse und Bahnen und um die weiträumige Umfahrung des betroffenen Gebiets.
Die 1963 eröffnete Brücke war ohnehin für den Abriss vorgesehen. Das Planfeststellungsverfahren für einen Neubau läuft bereits. Eine Sperrung war indes nicht geplant. Im Rahmen der Baumaßnahmen sollte der Verkehr über einen Ersatzbau gelenkt werden. Ob ein solcher nun auch kurzfristig möglich ist, dürfte Gegenstand der Prüfungen der Autobahn-Gesellschaft sein.