Gefälschte Markenprodukte und mit Chemikalien versetze Waren: Die chinesische Webseite AliExpress verstößt nach Einschätzung der EU-Kommission gegen europäische Vorgaben für den Online-Handel. Das Unternehmen tue nicht genug, um den Vertrieb solcher verbotenen Produkte über seine Webseite zu unterbinden, teilte die Kommission am Mittwoch mit. Eine Reihe von Zusagen des Konzerns reichte demnach nicht aus, um alle Bedenken auszuräumen.
AliExpress habe nur „begrenzte Ressourcen“, um Angebote auf der Plattform zu kontrollieren und bei Regelverstößen von der Seite zu nehmen, erklärte die Kommission. In den Geschäftsbedingungen sind demnach zwar Strafen für Händler vorgesehen, die wiederholt verbotene Produkte anbieten. Diese werden nach Einschätzung aus Brüssel aber zu selten tatsächlich verhängt.
Die EU-Kommission ermittelt bereits seit dem vergangenen Jahr gegen AliExpress. Die Plattform des chinesischen Betreibers Alibaba hatte seitdem eine Reihe von Verbesserungen zugesagt, darunter eine strengere Kontrolle von Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. Außerdem will das Unternehmen sicherstellen, dass Influencer über ein Werbeprogramm keine gefährlichen Produkte anpreisen.
Brüssel begrüßte zudem, dass Händler auf AliExpress nun leichter zu identifizieren und nachzuverfolgen seien. Anzeigen seien nun klar als Werbung gekennzeichnet, erklärte eine EU-Beamte. Die Plattform habe sich zudem verpflichtet, Angaben zu den Algorithmen hinter Produktempfehlungen auf der Webseite zu veröffentlichen und allgemeine Daten an Wissenschaftler herauszugeben.
Diese Zugeständnisse reichten der Kommission allerdings nicht aus. AliExpress kann in den kommenden Monaten weiter auf die Forderungen aus Brüssel eingehen, um einer Strafe zu entgehen. Bleibt die EU-Kommission dennoch bei ihrer Einschätzung, droht dem Unternehmen ein Bußgeld von bis zu sechs Prozent seines weltweiten Jahresumsatzes.