Schwimmendes LNG-Terminal in Stade vor dem Aus

Das schwimmende LNG-Terminal im niedersächsischen Stade steht vor dem Aus. Das Projekt habe „keine Aussicht auf eine erfolgreiche Fertigstellung“, erklärte die staatliche Betreiberfirma Deutsche Energy Terminal (DET), die auch die anderen Importterminals für Flüssigerdgas in Wilhelmshaven und Brunsbüttel betreibt. Die DET und das Bundeswirtschaftsministerium machten das Unternehmen Hanseatic Energy Hub (HEH) dafür verantwortlich, das mit dem Bau der Anschlussinfrastruktur beauftragt worden war.

Sie werfen der HEH die „fortlaufende Nichterfüllung der vertraglichen Pflichten“ vor. Die DET hat nach eigenen Angaben deshalb bereits im Januar die Verträge mit dem Unternehmen gekündigt. Die HEH habe keinen Nachweis über die technische Fertigstellung der sogenannten Suprastruktur-Anlagen erbracht, die es zum Anlegen des Terminalschiffs braucht. Der Testbetrieb des bereits seit März 2024 bereitstehenden Terminalschiffs „Energos Force“ habe daher nicht beginnen können, erklärte das staatliche Unternehmen.

Die HEH widerspricht. „Die Suprastruktur in Stade ist fertiggestellt und wurde von den Genehmigungsbehörden abgenommen“, erklärte eine Sprecherin. Damit habe die HEH ihre vertraglich vereinbarten Aufgaben erfüllt. Für Inbetriebnahme und Betrieb „ist laut Vertrag die DET verantwortlich“.

Die Kündigung der Verträge durch die DET zu Beginn des Jahres sei „völlig unbegründet“, führte die Unternehmenssprecherin aus. Die HEH habe sie daher zurückgewiesen und „aufgrund eines massiven Vertrauensverlustes“ selbst eine Kündigung ausgesprochen. Demnach laufen derzeit noch Gespräche mit dem Bundeswirtschaftsministerium und der DET, um das Terminal doch noch in Betrieb zu nehmen.

Letzteres bestätigte auch das Ministerium von Robert Habeck (Grüne). „Diese Gespräche werden abgewartet“, fügte es hinzu. Die durch die Verzögerung und das eventuelle Ende des Projektes entstehenden Kosten „werden momentan ermittelt“. HEH habe bislang noch kein Geld erhalten, öffentliche Mittel seien aber unter anderem für den Ausbau des Hafens aufgewandt worden.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) forderte die DET und die HEH auf, zu einer „schnellen und tragfähigen Lösung“ zu kommen. „Ein weiteres Verzögern oder gar ein Scheitern dieses wichtigen Projekts kann und darf sich niemand leisten“, erklärte er. „Hier geht es nicht nur um ein einzelnes Projekt, sondern um die Versorgungssicherheit Deutschlands.“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die den Bau weiterer LNG-Terminals an den deutschen Küsten für unnötig hält und verhindern will, sieht sich durch die Probleme bestätigt. „In Stade zeigt sich sinnbildlich, wie das einstige – und damals durchaus zu rechtfertigende – Notfallprogramm gegen den russischen Angriffskrieg aufgrund des Größenwahns der Gaslobby und der noch amtierenden Bundesregierung aus dem Ruder gelaufen ist“, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.

Insbesondere die Projekte für feste Importterminals für LNG in Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Stade müssten nun gestoppt werden, erklärte Müller-Kraenner weiter. Das Landterminal in Stade, das später auf CO2-neutrale, wasserstoffbasierte Energieträger wie Ammoniak umgestellt werden soll, baut derzeit die HEH. Die Anlage soll im Jahr 2027 in Betrieb gehen, der Spatenstich erfolgte im vergangenen Juni. Diese Pläne sind nach Angaben der Sprecherin des Unternehmens von den Problemen mit dem schwimmenden Terminal nicht betroffen.

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