Nach dem tödlichen Messerangriff eines 14-jährigen Schülers auf eine Mitarbeiterin einer Schule in Frankreich hat die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen den Jugendlichen wegen Mordes an einem Amtsträger beantragt. Der Jugendliche wurde am Donnerstag einem Untersuchungsrichter vorgeführt. Landesweit hielten Schulen im Gedenken an die getötete Schulassistentin am Mittag eine Schweigeminute ab.
Bei seiner Anhörung im Polizeigewahrsam habe der 14-Jährige sich „ungerührt“ gezeigt, sowohl hinsichtlich der Schwere der Tat als auch der Folgen für ihn selbst. Er habe keine psychologischen Probleme gehabt, sagte Staatsanwalt Denis Devallois am Mittwoch. Der Jugendliche habe die Tat gestanden, aber nicht erklärt.
„Er zeigt weder Mitleid noch Reue“, sagte Devallois. Er sei von Gewalt fasziniert und Fan von Gewalt-Videospielen, aber nach eigener Aussage nicht videospielsüchtig. Er nutze wenige soziale Netzwerke. Der Wert des menschlichen Lebens sei ihm nicht bewusst.
Der 14-Jährige habe eine Schul-Assistentin töten wollen, ohne eine bestimmte Person ins Auge gefasst zu haben, sagte der Staatsanwalt. Im Fall einer Verurteilung muss der Jugendliche mit 20 Jahren Haft rechnen.
Im Pariser Vorort Nogent öffnete die betroffene Schule am Donnerstag wieder ihre Pforten. „Wir werden sicher über das Geschehene sprechen“, sagte die 15 Jahre alte Jade. „Es wird seltsam sein, dass die Schulassistentin nicht mehr da ist“, sagte sie.
An der Schule wurde eine psychologische Beratung eingerichtet. An dem Gitterzaun um die Schule waren am Donnerstag zahlreiche Blumen und Nachrichten zu sehen. Die 31 Jahre alte Schul-Assistentin hinterlässt ein vier Jahre altes Kind. Bei einem Spendenaufruf für ihre Familie kamen bis Donnerstag bereits 10.000 Euro zusammen.
Der 14-Jährige hatte am Dienstagmorgen bei einer Taschenkontrolle durch Gendarme vor seiner Schule mehrfach auf die Schulassistentin eingestochen. Die Gendarme nahmen ihn umgehend fest.
Die französische Regierung hatte im März stichprobenartige Kontrollen angeordnet, nachdem ein 17-Jähriger vor einer Schule erstochen worden war. Seither beschlagnahmte die Polizei bei 6000 Taschenkontrollen 186 Messer und nahm 32 Menschen in Gewahrsam.
Die Tat des Jugendlichen löste zahlreiche erschütterte Reaktionen und eine politische Debatte über verschärfte Sicherheitsregeln an Schulen aus. Präsident Emmanuel Macron bekräftigte seine Absicht, soziale Netzwerke für Unter-15-Jährige zu verbieten. Premierminister Francois Bayrou kündigte ein Verkaufsverbot von Messern an Minderjährige und den probeweisen Einsatz von Metalldetektoren an.