Baukunst: Besondere Kirche über dem Rhein feiert Geburtstag

Was bestimmt nicht alle Rheinland-Pfälzer wissen: Die Katharinenkirche in Oppenheim ist ein einzigartiges Bauwerk mit toller Aussicht und so manchem Hingucker.

Gotteshaus, Grusel und Gotik: All das bietet die Katharinenkirche im rheinhessischen Oppenheim. Die Strahlkraft des über dem Rhein thronenden Gotteshauses reicht weit über die Stadtgrenzen hinaus – ein durchaus lohnendes Freizeitziel, das gerade 800. Geburtstag feiert.

Grusel ist geboten, weil neben der Kirche die Michaelskapelle inklusive Gebeinhaus steht. In dem liegen die Knochen von etwa 20.000 Toten. Nach Angaben der Evangelischen Kirchengemeinde Oppenheim St. Katharinen gilt das Beinhaus als das größte und am besten erhaltene seiner Art in Deutschland.

Der Gemeinde zufolge sind die Knochen von Oppenheimer Bürgern aus den Jahren 1400 bis 1750, es sollte Platz auf dem kleinen Friedhof geschaffen werden. Seinerzeit war es durchaus üblich, die sterblichen Überreste von Toten aus früheren Jahren bei Neubestattungen umzubetten.

Festgottesdienst an Pfingstmontag

Zum 800. Geburtstag der Kirche und zu 800 Jahren Stadtrechte für Oppenheim wird es am Pfingstmontag einen Ökumenischen Festgottesdienst geben. Wann genau mit dem Bau der Katharinenkirche begonnen wurde, ist nicht klar. Kunsthistorikerin Tina Schöbel vermutet den Startpunkt um den Anfang des 13. Jahrhunderts. 

„Die gotische Kirche fasziniert mit ihrer speziellen Architektur und der prachtvollen Fassade bis heute“, sagt sie. Henriette Crüwell, Pröpstin der Evangelischen Kirche für Rheinhessen, ist ebenfalls begeistert. „Die Katharinenkirche ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen gelebten Glaubens und europäischer Baukunst“, erklärt sie.

Mittelalterlicher Brotpreis und Oppenheimer Rosen

Die Baukunst aus der Ursprungszeit der Kirche ist noch heute an den Westtürmen zu erkennen. Erst mit späteren Um- und Anbauten erhielt die Katharinenkirche ihren überregional bekannten gotischen Stil. Sie gilt gar als eine der wichtigsten gotischen Kirchen am Rhein zwischen Straßburg und Köln. 

Eher versteckt ist eine weitere Besonderheit des Bauwerks: Die damalige Brotgröße mit Preis wurde 1317 als Inschrift an einer Wand verewigt. Ebenfalls besonders und deutlich berühmter sind die Oppenheimer Rosen – zwei aufwendig gestaltete Maßwerkfenster an der Südfassade. 

Evangelisch wurde das Gotteshaus in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In den Folgejahren erlitt das Bauwerk mehrere Zerstörungen. Im 19. Jahrhundert und in den 1930er Jahren folgten aufwendige Restaurierungen. „Das Gebäude wurde verhältnismäßig schnell als großartige gotische Baukunst wiederentdeckt“, erklärte Kunsthistorikerin Schöbel.

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