Krankenhausversorgung: Heidekreis-Klinikum soll medizinische Kompetenzen bündeln

Viele Klinken stehen wirtschaftlich unter Druck, der Umbau der Krankenhauslandschaft ist in vollem Gang. Im Heidekreis kommt der Bau einer Zentralklinik voran, zwei weitere sind im Land geplant.

Die Grundsteinlegung ist symbolisch, der Bau des neuen Heidekreis-Klinikums in Bad Fallingbostel schreitet voran. Ende 2028 soll die Zentralklinik mit 345 Betten bezugsfertig sein. Sie wird mit 222 Millionen Euro aus Landes- und Bundesmitteln gefördert, die Gesamtkosten werden auf rund 278 Millionen Euro geschätzt. Die Kliniken in Soltau und Walsrode werden auf dem rund 45.000 Quadratmeter großen Areal unweit der A7 zentralisiert. 

„Dieser Klinikneubau ist ein Paradebeispiel dafür, wie qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung im Flächenland Niedersachsen zukünftig aussehen kann und wird“, sagte Christine Arbogast, Staatssekretärin im Gesundheitsministerium in Hannover. In enger Abstimmung hätten sich alle Beteiligten frühzeitig und beherzt auf den Weg gemacht, die Gesundheitsinfrastruktur neu zu denken. 

Ihr sei bewusst, dass die Konzentration von mehreren Standorten oftmals mit Sorgen innerhalb der Bevölkerung einhergehe, erklärte Arbogast. Dies sei absolut nachvollziehbar, doch am Ende profitiere die gesamte Region: Die Versorgungsqualität steige, das Personal könne effizienter eingesetzt werden, betriebliche Prozesse schneller und schlanker ablaufen und nicht zuletzt würden insgesamt die Defizite für den laufenden Betrieb sinken. 

Millionendefizit im Heidekreis in Grenzen halten

„Wir sind überzeugt davon, dass dieser Neubau nicht nur die medizinische Infrastruktur verbessert, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger haben wird“, sagte Landrat Jens Grote (parteilos). Um das Millionendefizit im Heidekreis in Grenzen zu halten, sollen in Kürze schon Fachabteilungen vom Standort Soltau nach Walsrode verlagert werden. 

Die Gesellschafterversammlung des Kreistages muss am Freitag noch grünes Licht dafür geben, dass die Akutstationen, darunter die Fachabteilungen für Unfallchirurgie und Orthopädie, die Kardiologie sowie die Intensivstationen in Walsrode zusammengezogen werden.

Drei Zentralkliniken im Land im Bau

Zentralklinken entstehen auch an anderen Orten in Niedersachsen. In Ostfriesland werden bis Ende des Jahrzehnts in der Gemeinde Südbrookmerland (Landkreis Aurich) die Standorte Emden, Aurich und Norden zusammengelegt. Das Großkrankenhaus mit rund 800 Betten soll etwa 800 Millionen Euro kosten, 460 davon kommen aus Bundes- und Landestöpfen. Das Vorhaben war lange umstritten, in zwei Bürgerentscheiden wurde darüber abgestimmt. Für viele Ostfriesen und Touristen bedeutet das längere Fahrzeiten bis zur nächsten Klinik. 

Die dritte Großklinik entsteht in Twistringen im Landkreis Diepholz, der Zuschuss beläuft sich auf 250 Millionen Euro der insgesamt 320 Millionen Euro Baukosten. Man spüre eine erhöhte Modernisierungsaktivität, heißt es aus dem Gesundheitsministerium: „Sollten in diesem Prozess weitere Zentralkliniken entstehen, wäre das zu begrüßen.“

Auch Universitätsmedizin wird modernisiert

Auf Bundes- und Landesebene wird zurzeit an einer neuen Struktur der Krankenhäuser gearbeitet. Ziel der Krankenhausreform sind geringerer Finanzdruck für die Kliniken und mehr Spezialisierung bei komplexeren Eingriffen, die Patientinnen und Patienten eine bessere Versorgung bringen soll. Deutschland hat nach Experteneinschätzung im Vergleich zu Nachbarländern relativ viele Kliniken. In Niedersachsen gibt es nach Angaben der Krankenhausgesellschaft 163 zugelassene Kliniken.

Auch in die Universitätsmedizin wird investiert. Die in die Jahre gekommene Universitätsmedizin Göttingen (UMG) soll bis 2029 neu errichtet werden, die klinische Inbetriebnahme ist für 2030 geplant. Für das gesamte Bauvorhaben sind nach früheren Angaben rund 1,1 Milliarden Euro vorgesehen. Das Land Niedersachsen hat dafür ein Sondervermögen geschaffen, mit dem auch der Neubau der Medizinischen Hochschule Hannover finanziert werden soll.

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