Wussten Sie, dass an der Erfindung des Computers eine Frau beteiligt war? Das und mehr können Sie herausfinden, wenn Sie sich durch unsere Büchertipps schmökern.
Über Jahrhunderte wurden die Leistungen von Frauen ignoriert, belächelt oder verborgen. Oft heimsten Männer die Lorbeeren ein, die sich eigentlich Frauen mit harter Arbeit, Talent und Intelligenz verdient hatten. Oftmals sogar die eigenen Männer. Inzwischen wissen wir glücklicherweise mehr über viele starke Frauen, die zu Lebzeiten im Schatten von Männern standen und für die Welt nahezu unsichtbar blieben. Über einige von ihnen gibt es inzwischen auch tolle Bücher.
Und zwar keine trockenen Sachbücher, die zwar alle Informationen liefern, sich aber mitunter nur mühsam lesen lassen. Nein, das Leben dieser Frauen wurde in vielen Fällen in Romanform aufgeschrieben – denn die mitreißenden Lebensgeschichten der Hauptfiguren liefern dafür mehr als genügend Stoff. Und in dieser Form kann man auch nach einem anstrengenden Arbeitstag wunderbar ein paar Kapitel schmökern, sich von den Geschichten fesseln lassen und lernt auch noch etwas dabei.
Bücher über starke Frauen, die Spaß machen
Wir haben für Sie einige der interessantesten Persönlichkeiten herausgesucht, über die in den vergangenen Jahren gute Bücher veröffentlicht wurden. Für jedes Interessengebiet sollte etwas dabei sein – wobei es auch großen Spaß machen kann, sich in das Leben von jemandem einzulesen, über den man vorher absolut gar nicht wusste. So erhält man nicht nur einen Einblick in die Geschichte, sondern auch in eine ganz andere Welt.
1. Niki de Saint Phalle
Als Tochter eines verarmten französischen Adligen und einer amerikanischen Mutter wuchs die Künstlerin Niki de Saint Phalle in den USA auf, durchlitt eine Kindheit, die sie später als „Hölle“ bezeichnete – strenge, katholische Erziehung durch die Mutter, Missbrauch durch den Vater, Suizid ihrer zwei jüngeren Geschwister. Ihre Rebellion war die Kunst, und dafür brauchte sie weder eine Ausbildung an einer der großen Akademien noch die Unterstützung durch einen Mann. Berühmt wurde sie schließlich mit ihren großen, bunten „Nana“-Skulpturen, die ebenso viel Entsetzen hervorriefen, wie sie andere begeisterten. Im Roman „Niki de Saint Phalle und die Pracht der Frauen“ erzählt die Autorin Gabriela Jaskulla, wie die Künstlerin zu sich selbst fand und was sie bewegte.
2. Beate Uhse
Ihren Namen kennt jeder, aber über die echte Frau hinter der berüchtigten Marke wissen die meisten Menschen wenig. Dabei hatte Beate Uhse eine faszinierende Lebensgeschichte: 1919 wurde sie in Ostpreußen (heute Russland) geboren, liberal erzogen, wurde Meisterin im Speerwerfen – und träumte vom Fliegen. Mit 17 machte sie als eine der ersten Frauen in Deutschland den Pilotenschein, arbeitete als Stuntfliegerin beim Film. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zu der Frau, deren Namen man noch heute mit Erotikprodukten verbindet: Als sie bemerkte, wie viele Frauen schwanger wurden, obwohl sie keine Kinder wollten und im Nachkriegsdeutschland auch nicht versorgen konnten. Sie begann, Broschüren zum Thema Verhütung und später auch Kondome und Sexualratgeber zu verkaufen. Der Rest ist sprichwörtlich Geschichte – und zwar eine, die Charlotte von Feyerabend in „Seid nett aufeinander“ höchst unterhaltsam erzählt.
3. Artemisia Gentileschi
Der renommierte italienische Maler Orazio Gentileschi lässt seine Tochter Artemisia von klein auf an seinem Leben teilhaben. Sie klettert mit ihm auf Baustellengerüste, schaut an seiner Seite Hinrichtungen zu und mischt Farbpigmente in seinem Atelier an. Die Tochter des Künstlers ist begabt und Orazios beste Schülerin. Doch als Artemisia 17 Jahre alt ist, vergewaltigt sie ein Freund ihres Vaters. Ein traumatisches Erlebnis, das sie und ihre Kunst ein Leben lang beeinflussen wird. Die junge Frau erhebt Anklage und vertritt furchtlos ihren Fall vor Gericht. Damals äußerst ungewöhnlich. Sie bekommt ihr Recht – und wird schließlich selbst zu einer anerkannten Malerin. Die Autorin Alexandra Lapierre zeichnet im Roman „Artemisia“ den Weg der faszinierenden Barockkünstlerin durch Europa nach.
4. Fanny Medelssohn
Die Geschwister Fanny und Felix Mendelssohn wuchsen im Preußen des 19. Jahrhunderts in einer jüdischen Familie auf. Sie galten als musikalische Wunderkinder. Doch als Fanny 14Jahre alt wird, soll sie den für Frauen damals vorbestimmten Weg einschlagen: Sich auf die Rolle als Ehefrau und Mutter vorbereiten, während ihr Bruder weiter an seiner Musik arbeiten darf. Er wird in Folge zu einem der berühmtesten Komponisten Europas, Fanny hingegen spielt nur noch im Privaten. Dennoch blieb ihr Bruder ihr stärkster Verbündeter, der sie unterstützte, sodass sie Fanny über 500 Musikstücke komponieren – und für ihre Anerkennung als gleichwertige Musikerin kämpfen konnte. Ellinor Skagegård erzählt das Leben der Musikerin in „Fanny Mendelssohns unerhörtes Gespür für Musik“ mit viel Gefühl.
5. Ada Lovelace
Ohne sie wäre das, was wir heute als Computer kennen, vielleicht nie entstanden: Ada Lovelace, die Tochter des Dichters Lord Byron, war schon als Kind begeistert von Mathematik und begabt im logischen Denken. Ihre alleinerziehende Mutter förderte dies bereitwillig, damit Ada nicht wie ihr aus England geflohener, für seine Untreue berühmter Vater Schriftstellerin und somit der Teil Bohème-Szene samt ihrer für damalige Verhältnisse fragwürdigen Moral wurde. Sie sorgte auch dafür, dass Ada im Teenager-Alter permanent von Vertrauten überwacht wurde – dennoch hatte die junge Ada eine Affäre mit einem Privatlehrer. Das Leben der genialen Britin ist eine packende Mischung aus wissenschaftlichen Vorstößen, der Erfindung eines der ersten Computerprogramme überhaupt – und leidenschaftlichen Liebesbeziehungen sowie Familiendramen. Agnes Imhofs Buch „Die geniale Rebellin“ sollte man gelesen haben!