Crack gilt als besonders gefährlich. Aber kann ein spezielles Suchtzentrum – wie in Frankfurt geplant – helfen?
Das umstrittene geplante Crack-Zentrum im Frankfurter Bahnhofsviertel kann nach Einschätzung eines Wissenschaftlers auch ein Vorbild für andere Kommunen sein. „Drogenexperten schauen da sehr interessiert drauf. Es könnte tatsächlich eine Blaupause sein, eben auch für andere Städte“, sagt Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences.
Das auf Crack spezialisierte Hilfezentrum sei ein bislang einmaliges Projekt in Deutschland, sagt Frankfurts Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Grüne). „Es gibt daher keine Erfahrungswerte.“ Die Stadt betrete Neuland.
Und was ist im Gegensatz zu den bisherigen Konsumräumen das Besondere? „Erstmals werden in einem Hilfezentrum mehrere Angebote der Drogenhilfeunter einem Dach zusammengeführt – von der Erfüllung grundlegenderBedürfnisse bis hin zu passgenauer Beratung.“ Und: „Ziel ist es, die Abhängigen von der Straße zu holen und in dem neuen Zentrum mit Hilfen zu versorgen: Raus aus dem Bahnhofsviertel – rein in den Hinterhof“, sagt Voitl. Es habe das Potenzial, das Elend auf den Straßen zu reduzieren.
Zentrum soll Elend auf der Straße reduzieren
„Ein solches Zentrum diene sowohl den Interessen der Stadtbevölkerung als auch der Abhängigen“, erklärt Experte Stöver. Die Szene müsse überdacht werden. Das Wichtigstes sei, einen Zugang zu den Menschen zu finden. „Die Zauberformel ist, Kontakt zu den Konsumierenden herzustellen und zu halten.“
Der Magistrat der Mainmetropole hatte Mitte Mai beschlossen, das Zentrum im Bahnhofsviertel errichten. In Frankfurt regieren die Grünen, SPD, FDP und Volt gemeinsam. Die FDP sieht allerdings noch zahlreiche offene Fragen und hatte sich größtenteils gegen die Pläne gestellt. Die Stadtverordnetenversammlung muss dem Vorhaben noch zustimmen.
Angebot richtet sich an Frankfurter
Geplant ist, dass eine stadtnahe Gesellschaft das Gebäude in der Niddastraße 76 ankauft, umbaut und anschließend an soziale Träger vermietet. Diese werden das Zentrum im Auftrag der Stadt betreiben.
Menschen von außerhalb sollen in der Regel abgewiesen werden. „Frankfurt kann und wird nicht dauerhaft die Suchthilfe für ganz Süddeutschland leisten“, hatte Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) erklärt. Hilfesuchende, die ihren Wohnsitz außerhalb des Stadtgebiets hätten, würden nach einer Notversorgung im Zentrum in ihre Heimatorte zurückvermittelt, erklärte ein Sprecher des Gesundheitsdezernats.