Mileis Kurswechsel: Wie Schwarzgeld Argentinien retten soll

Argentinien kämpft mit Schulden und Inflation. Ersparnisse tauschen Bürger auf Schwarzmärkten in Dollar um. Dieses Schwarzgeld soll jetzt die Wirtschaft des Landes retten.

Argentinien hat Beef – im wahrsten Sinne des Wortes. Rinder werden dort seit jeher zuhauf gehalten und gezüchtet, das Fleisch ist praktisch Nationalgericht und Exportschlager in einem. Doch viele Argentinier können sich das Fleisch mittlerweile nicht mehr leisten, denn die Inflation hat die Lebenshaltungskosten in dem Land massiv in die Höhe getrieben.

„Die Preise für verschiedene Waren sind um mehr als 50 bis 100 Prozent und mehr gestiegen“, schilderte Händler Eduardo Perez die prekäre Lage im Magazin „Global Times“. Die Menschen seien gezwungen, die Preise in verschiedenen Supermärkten zu vergleichen. Manche kauften nur noch das Nötigste. Statt Rind landet bei vielen nun Hühnchen auf dem Teller.

Argentinien ist das Land mit der höchsten Inflationsrate weltweit, hinter Simbabwe. Im April 2024 erreichte sie ihren Rekord: knapp 290 Prozent. Seitdem ist die Kurve steil nach unten gerauscht und liegt aktuell wieder im zweistelligen Bereich. Doch das Misstrauen gegenüber ihrer Währung, dem Peso, und den Banken bleibt hoch. Ersparnisse und Anlagen sichern die Argentinier, so sie denn können, in Fremdwährungen. Mittlerweile sind nirgendwo außerhalb der USA so viele Dollarscheine im Umlauf, wie in Argentinien. Schätzungen zufolge besitzen die Bürger insgesamt zwischen 250 und 400 Milliarden US-Dollar in bar oder im Ausland.

Der Dollar sollte Argentiniens Wirtschaft retten

Bei seinem Amtsantritt hatte Präsident Javier Milei angekündigt, Argentiniens Haushaltsdefizit zu minimieren und die Wirtschaft wieder zu stärken. Dafür nahm die Regierung auch eine Entwertung der Landeswährung in Kauf, um sie durch den Dollar zu ersetzen. Die Dollarisierung ist in Ländern, die die Kontrolle über ihre Währung verloren haben, eines der letzten Instrumente, um Stabilität zu schaffen. Länder wie El Salvador, Panama oder Ecaudor sind diesen Weg schon erfolgreich gegangen.

Doch in Argentinien fehlen die nötigen Voraussetzungen: Die Devisenkasse sind leer, das Land hoch verschuldet und Milei und seinem Kabinett fehlte die nötige Fantasie für eine sinnvolle Umsetzung. Privatpersonen war es zudem verboten, größere Dollar-Beträge zu erwerben. Das Resultat: ein florierender Schwarzmarkt auf den Straßen in Buenos Aires, wo Bürger ihre Pesos in Dollar eintauschten, um sich gegen die Wertschwankungen abzusichern.

Milei macht Schwarzgeld legal

Jetzt will Präsident Milei, dass die Sparer dieses Geld ausgeben. „Wenn diese Mittel in die Wirtschaft gepumpt werden, wird das zu einer enormen Beschleunigung der Wachstumsrate führen“, sagte er zuletzt in einem Fernsehinterview. Das kommt eine Legalisierung von Schwarzgeld gleich.

Dafür will die Regierung nun Meldepflichten per Dekret und einem Gesetzentwurf lockern oder ganz abschaffen, die sie nach 2019 extra eingeführt hatte. Werden gewisse Geldbeträge überwiesen oder in Bar abgehoben, müssen bisher die Steuerbehörden informiert werden. Das galt bisher auch für Immobilien- und Autoverkäufe. Diese sogenannten Kapitalverkehrskontrollen sollten eigentlich helfen, den abstürzenden Peso zu stützen. Doch die haben nur zu einer Verzerrung zwischen dem Schwarzmarkt und dem offiziellen Wechselkurs geführt. Investoren und Unternehmer drängten die Regierung zum Kurswechsel.

„Es ist wie eine Legalisierung von Schwarzgeld, aber ohne Steuern zu zahlen“, erklärte Argentiniens Präsident Milei im Fernsehen. „Es geht nicht darum, Steuern einzunehmen, sondern darum, Mittel verfügbar zu machen. Damit die Menschen frei über ihr Geld verfügen können.“

Fragt sich nur, ob das wirklich allen nützt. In der schwächelnden argentinischen Wirtschaft mit steigender Inflation und Lebenshaltungskosten blieben die Löhne der Arbeitnehmer niedrig. Zwischenzeitlich lag das Durchschnittsgehalt der Argentinier bei um die 200 Euro pro Monat. Wer mit diesem Geld gerade so über die Runden kommen wollte, hatte Ende des Monats kaum noch etwas übrig, das er gegen ein paar Dollar hätte eintauschen können.

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