Textilien: Wohin mit dem alten Pulli? Altkleider-Sammlung mit Problemen

Wirtschaftliche Zwänge, vermehrte Nutzung und zunehmende Vermüllung sorgen in Thüringen vielerorts für Ärger um die Altkleider-Trennung.

Thüringer Kommunen und karitative Organisationen berichten zunehmend von Problemen mit Altkleider-Containern. „Aktuell ist eine übermäßige Frequentierung der Altkleider-Container zu beobachten“, sagt etwa Sprecherin Mandy Plickert für die Stadtverwaltung Weimar. Auch die Städte Jena, Gera, Erfurt und Eisenach sowie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und der Malteser-Hilfsdienst bestätigen diese Entwicklung. Grundsätzlich würden etwa häufiger Dinge eingeworfen, die nicht hineingehörten, hieß es übereinstimmend. Auch würde nicht nur Kleidung vermehrt neben den Containern abgelegt, sondern auch Abfälle.

Neue Richtlinie bringt Fragezeichen mit sich

Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen seien viele Verbraucher von der seit Januar 2025 geltenden EU-Richtlinie verunsichert, die Kommunen zur getrennten Sammlung von Altkleidern verpflichtet, sagt etwa Mandy Hannemann vom Malteser-Hilfsdienst. Der Verband kommunaler Unternehmen und die Verbraucherzentralen weisen zwar darauf hin, dass verschlissene oder verdreckte Textilien nach wie vor in der Restmülltonne entsorgt werden sollen. Bei den Verbrauchern sei diese Information aber nur teilweise angekommen.

Der große Anteil von Müll in den Containern sei hingegen ein Problem, dass sich schon länger entwickelt habe, sagt Hannemann: „Dies war bereits im Vorfeld der EU-Regelung so und hat nun noch einmal zugenommen.“ Das gehe so weit, dass durch den Müll prinzipiell noch gebrauchsfähige Kleidung verunreinigt oder beschädigt werde und nicht mehr nutzbar sei.

Weiterer Nutzen als Secondhand-Ware, Dämm- oder Brennstoff

Doch auch ganz grundsätzlich sei es schwieriger geworden, die Altkleider-Verwertung zu ermöglichen, heißt es von Malteser und DRK. Aktuell werde etwa beim DRK die gesammelte Kleidung sortiert, um in erster Linie geeignete Stücke an die Kleiderkammern weiterzugeben, erklärt Dirk Bley vom DRK Landesverband Thüringen. Der Rest werde an Verwertungsunternehmen verkauft. Diese würden bis zu 65 Prozent der Kleider als Secondhand-Ware exportieren, der Rest werde etwa zu Dämmstoffen verarbeitet oder verbrannt.

Zudem erschwere der immer größere Anteil sogenannter Fast Fashion in den Container die Verwertung, sagt Hannemann. Denn diese könne aufgrund der minderen Qualität nicht weiter genutzt werden. Außerdem seien auch für die karitativen Einrichtungen die Betriebs- und Entsorgungskosten gestiegen. 

Es sei abzuwarten, wie sich die Lage weiter entwickle, die schon während der Corona-Krise angespannt gewesen sei und sich zwischenzeitlich beruhigt habe, sagt Bley. „Sollte sich die Lage jedoch nicht verbessern, wird es künftig kaum noch Altkleider-Container der DRK in Thüringen geben können.“

Jena: Kosten für Kommunen

Bereits jetzt sei in Jena ein „struktureller Rückzug“ von gemeinnützigen und gewerblichen Sammlern spürbar, hieß es aus der Stadtverwaltung. Die früheren Erlöse durch Kleidersammlungen seien nicht mehr zu erzielen – vielmehr sehen sich Kommunen teils mit Zuzahlungen für die Entsorgung der gesammelten Textilien konfrontiert.

Obendrein gebe es aktuell eine saisonal bedingte Zunahme, weil viele Verbraucher von der Winter- auf Sommerkleidung wechselten. Vor allem bei illegalen Müllablagerungen und den Versuchen, die Verursacher zu ermitteln, blieben die Kosten an der Kommune und damit letztlich an den Gebührenzahlern hängen.

Nur Kleidung im guten Zustand zur Sammlung

Die gemeinnützigen Sammler verweisen darauf, dass ausschließlich Kleider in den Containern landen sollten, die in einem guten, noch tragbaren Zustand sind. Nicht mehr nutzbare Kleidung soll wie bisher im Restmüll entsorgt werden, in einigen Kommunen können sie auch auf dem Wertstoffhof abgegeben werden.

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