Inspiriert von einem Projekt aus Konstanz, will ein Mann in Leipzig eine „Humorbank“ aufstellen. Die Stadt blockt, gibt dann aber nach. Am Ende liegen Nerven und Kassen blank.
In Konstanz steht eine Bank – bunt bemalt, mit kleinen Messingtäfelchen. „Erzähle einen Witz“, heißt es darauf. Die Stadt am Bodensee fördert offenbar den Humor ihrer Bürger. Leipzig sollte das auch tun, befand Ray Rühle und stellte einen Antrag beim Stadtbezirksbeirat, denn: „Gerade in Sachsen haben wir sonst nicht so viel zu lachen“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Eine Parkbank bunt anstreichen, Scherz-Schildchen anbringen, fertig, dachte sich der 54-Jährige. Maximal 150 Euro sollte das Projekt kosten, hatte er ausgerechnet. Er würde das sogar selbst machen. Dafür bräuchte er nur die Genehmigung der Stadt.
Doch die lehnte ab. Für Witze und Gespräche bräuchte es keine besondere Sitzgelegenheit. Würde man eine Bank extra dafür ausstaffieren, wären Vandalismus, Schmierereien und Diebstähle außerdem vorprogrammiert. Dagegen vorzugehen, sei einfach zu teuer. Einmalig würde die Bank 1680 Euro kosten, danach 439 Euro pro Jahr. Außerdem fehlten die Tischlerkapazitäten für anfallende Reparaturarbeiten, argumentierte das zuständige Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) in einer Stellungnahme.
Wohin mit der Bank und wer ist in Leipzig wirklich zuständig?
Auf Drängen des Stadtrates, der Ray Rühle unterstützte, wurde das Projekt schließlich doch genehmigt. Deutlich komplizierter war dann schon die Lösung der Standortfrage. Dabei kam es zu Missverständnissen zwischen den Stadtämtern. Für die Aufstellung und Unterhaltung von Sitzbänken ist in Leipzig normalerweise das ASG zuständig – mit einer Ausnahme: Werden Bänke bei Straßenbaumaßnahmen errichtet, dann übernimmt das Mobilitäts- und Tiefbauamt. Für die Instandhaltung ist dann wieder das ASG zuständig.
Zusammen mit dem Stadtbezirksbeirat einigte sich Antragsteller Rühle auf die Entenbrücke im Stadtteil Schleußig. Das ASG lehnte ab, weil die Brücke Teil des „öffentlichen Straßenraums“ und damit Sache des Mobilitäts- und Tiefbauamtes sei. Alternativ könne man die Bank aber im Bezirk Kleinzschocher aufstellen. Unterdessen hatte das Mobilitätsamt dem Standort auf der Entenbrücke aber zugestimmt.
Selbst Mitglieder im Stadtbeirat empörten sich über die Ungereimtheiten. Offenbar sei nicht ganz klar gewesen, welches Amt nun wirklich zuständig sei, zitiert das Portal „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ aus einem Protokoll.
Wie soll die Bank jetzt aussehen?
Schließlich blieb nur noch die Frage, wie die „Humorbank“ aussehen sollte. Auch da hatte Rühle eine klare Vorstellung: orange-gelb straffiert, wie die Bank in Konstanz. Bei der letzten Sitzung Anfang Mai setzte sich dann aber das ASG durch: Die Sockel könnten bunt gestaltet werden, die Latten sollten einfarbiges, austauschbares, naturbelassenes Hartholz bleiben – der Nachhaltigkeit zuliebe. Und weil man sonst jedem Wunsch nach einer Themenbank nachkommen müsse.
Am Ende der sechsmonatigen Verhandlung steht also ein 5216 Euro teurer Kompromiss zum Witzeln und Spaß haben, berichtet die Leipziger Volkszeitung. Spezielle Anforderungen gegen für die Brandsicherheit, Baustellenabsicherung, Fundamentarbeiten und gegen Vandalismus haben den Preis nach oben getrieben.Eine bereits bestehende Bank zu streichen, wäre aber wohl ebenfalls teuer geworden, weil ein spezielles Verfahren nötig wäre, das mehrfach hätte durchgeführt werden müssen.
So kompliziert hatte sich Rühle das alles nicht vorgestellt. Wann die Bank nun kommt, weiß er auch nicht. Die Stadt hoffe auf Ende des Jahres. Bezahlen muss das alles übrigens der Stadtbezirksrat, der Rühle bei seinem Antrag unterstützt hat. Denn die Kommune hat kein Geld.