Die britische Regierung hat umstrittene Kürzungen bei der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten beschlossen. Arbeits- und Rentenministerin Liz Kendall stellte am Dienstag im Parlament eine Reform bei den staatlichen Sozialleistungen vor, mit der jedes Jahr fünf Milliarden Pfund (5,9 Milliarden Euro) eingespart werden sollen.
Die Regierung will unter anderem die Zahl der Anspruchsberechtigten beim Personal Independence Payment (PIP) senken, einer Sozialleistung, die von einer Behinderung oder Langzeiterkrankung verursachte Zusatzkosten ausgleichen soll. Nach offiziellen Angaben erhielten Ende Januar mehr als 3,6 Millionen Menschen in England und Wales diese Zuschüsse – 71 Prozent mehr als vor der Corona-Pandemie. Bisher nehmen die britischen Behörden keine Bedürftigkeitsprüfung vor, das Geld wird auch an Erwerbstätige gezahlt.
Mittlerweile würden jeden Tag mehr als tausend neue PIP-Zuschüsse bewilligt, sagte Kendall vor den Abgeordneten. Das sei „auf lange Sicht“ nicht finanzierbar. Seit der Corona-Pandemie seien die Sozialausgaben in Großbritannien auch insgesamt stark angestiegen – während sie in anderen Ländern gleich geblieben oder sogar gesunken seien.
Die Einsparungen sind nach Angaben der Labour-Regierung unerlässlich, um ein Haushaltsloch von 22 Milliarden Pfund zu stopfen, das ihr von der konservativen Vorgängerregierung hinterlassen wurde. Premierminister Keir Starmer sagte, seine Regierung stehe vor „schwierigen Entscheidungen“. Kommende Woche werden bei der Haushaltsrede von Finanzministerin Rachel Reeves weitere Kürzungen in Milliardenhöhe erwartet.