Morgen|stern: Wie gewaltbereit ist Deutschland? Die Lage am Morgen

Alexander Dobrindt präsentiert die Kriminalitätsstatistik, die WHO regelt künftige Pandemien und wir erhalten Einblick in die Gedanken der Jugend. Was heute noch wichtig wird.

Liebe Leserinnen und Leser,

ein Mann greift Feiernde in Bielefeld an, ein anderer attackiert Menschen in Halle, ein 21-Jähriger liegt tot in der Lausitz, in Brandenburg klaut einer 120 Tafeln Schokolade und noch mehr Kaffee – das sind nur vier Fälle aus den vergangenen zwei Tagen. Wir wollen hier keine Panik schüren, aber realistisch gesehen bilden die Ereignisse nur einen Bruchteil dessen ab, was in Deutschland sonst noch passiert.

Gute Nachrichten sind das jedenfalls nicht – auch nicht für unseren neuen Innenminister Alexander Dobrindt. Der darf heute die Statistik zu politisch motivierter Kriminalität vorstellen. Zu beschönigen gibt es auch da wahrscheinlich nichts.

Wie kriminell ist Deutschland?

Der Bericht fasst unter anderem Straftaten aus dem rechts- und linksextremistischen Milieu sowie religiös motivierte Delikte aus dem Vorjahr zusammen. Dobrindt stellt also Daten vor, die sich auf das Jahr 2024 beziehen.

Die beiden Berichte davor lieferten bereits alarmierende Ergebnisse. In fast allen Bereichen stieg die Zahl der Gewaltdelikte. Für das Jahr 2023 meldeten das Innenministerium und das Bundeskriminalamt dann einen neuen Rekord: Demnach befand sich die politisch motivierte Kriminalität „auf dem höchsten Stand seit Einführung des Meldedienstes im Jahr 2001“. Am stärksten gestiegen sind rechtsextremistische- und antisemitische Delikte, politische motivierte Tötungsdelikte haben sich sogar mehr als verdoppelt.

International gesehen, steht Deutschland freilich besser da, als andere Länder, beispielsweise in Lateinamerika. Aber es geht auch deutlich besser: Hier in Südkorea beispielsweise, ist die Zahl der Gewaltdelikte in den vergangenen 15 Jahren deutlich gesunken und lag 2021 bei ungefähr 3000 Delikten pro 100.000 Einwohner. In Deutschland sind es mehr als doppelt so viele.

Bleibt nur zu hoffen, dass der neue Innenminister heute nicht noch Schlimmeres verkünden muss – und das Problem bald in den Griff bekommt.

Was steht im Pandemievertrag?

Vor fünf Jahren hatte ein Virus die Welt im Griff. Vielleicht geht es Ihnen wie mir, ich erinnere mich an das Chaos von damals wie an einen Fiebertraum. Ausgangssperren, zu wenig Masken, noch weniger Impfstoffe, welche Patienten sollen zuerst behandelt werden? Innerhalb kürzester Zeit mussten so viele überlebenswichtige Fragen beantwortet werden.

Das Chaos von damals soll sich nicht wiederholen. Deshalb haben die Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation in Windeseile (drei Jahre) einen Vertrag ausgehandelt, der im Notfall für Ordnung sorgen soll. Zum Beispiel wird darin geregelt, nach welchen Kriterien Hilfsgüter und Impfstoffe beschafft und verteilt werden sollen. Außerdem verpflichten sich Länder, ihre Gesundheitssysteme zu stärken. Krankheitsausbrüche sollen schnell entdeckt und möglichst rasch eingedämmt werden.

Ein paar – zugegeben sehr umstrittene – Details müssen noch mindestens ein Jahr lang verhandelt werden. So ist das, wenn knapp 200 Parteien involviert sind. Aber das Grundgerüst steht und soll heute verabschiedet werden. Mehr Details hat mein Kollege Frank Ochmann für Sie zusammengetragen:

Und worum sorgt sich die Jugend?

Hohe Kriminalitätsraten, mögliche Pandemie, dazu durchgeknallte Staatschefs: kein Wunder, dass die Generation Z häufig pessimistisch in die Welt schaut und mit einer neuen Art der Arbeitsverweigerung auffällt. Kritiker monieren – womöglich zu Recht – dass die Arbeitsmoral der jungen Menschen massiv gelitten hat. Woran es wohl liegt?

Antworten darauf liefert die Trendstudie „Jugend in Deutschland 2025″, die heute vorgestellt wird. An der repräsentativen Befragung haben 2.027 Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren teilgenommen. Die Längsschnittstudie wird seit dem Jahr 2020 in regelmäßigem Abstand wiederholt und erscheint zum zweiten Mal mit Generationenvergleich. Einen kleinen Vorgeschmack, was die Jugend umtreibt, können Sie hier lesen:

Was heute noch passiert

Die Außen- und Verteidigungsminister der EU-Staaten treffen sich in Brüssel. Es geht um die weitere militärische Unterstützung der Ukraine, außerdem sollen neue Russland-Sanktionen beschlossen werden.Niedersachsen wählt einen neuen Ministerpräsidenten. Nach dem Rückzug von Amtsinhaber Stephan Weil soll sein SPD-Parteikollege und bisheriger Wirtschaftsminister Olaf Lies übernehmen.Wegen mutmaßlicher Spionage für Russland muss sich ab heute ein deutsch-russisches Trio vor dem Oberandesgericht München verantworten. Die Männer sollen in Deutschland Pläne geschmiedet haben, um die militärische Infrastruktur und Bahnstrecken in Deutschland zu sabotieren. Außerdem soll der Anführer in einer bewaffneten, terroristischen Vereinigung in der Ukraine gekämpft haben.Der WWF eröffnet heute in Berlin einen Pop-Up-Waschsalon. Bis morgen können Sie dort herausfinden, ob es wirklich etwas bringt, seine Wäsche kalt, also bei 30 Grad Celsius, zu waschen.

Falls auch Sie es nicht dorthin schaffen, können Sie auch mithilfe der stern-Ökokolumne informieren. Mein Kollege Marc Winkelmann hat aufgeschrieben, wie wir unsere Wäsche möglichst ressourcenschonend sauber bekommen:

Viel Spaß beim Lesen, waschen und einen angenehmen Dienstag wünscht Ihnen

Christine Leitner
(Nachrichtenredakteurin)

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