Als Spezialist für Rauschgift-Verfahren brachte er zahlreiche Drogen-Dealer ins Gefängnis. Ausgerechnet dieser Jurist soll Informationen an ein Kokain-Kartell verkauft haben. Was sagt der erste Zeuge?
Im Korruptionsprozess gegen einen Staatsanwalt aus Hannover wird heute ein Polizeibeamter als erster Zeuge erwartet. Der vierte Verhandlungstag in dem Verfahren gegen den 39 Jahre alten Juristen wegen besonders schwerer Bestechlichkeit startet um 13.00 Uhr.
An vorherigen Prozesstagen hatte der Angeklagte stundenlang seine Sicht der Dinge geschildert. Dabei wies er den Vorwurf, Geschäfte mit der Kokain-Mafia gemacht zu haben, entschieden zurück. Die Beweisaufnahme werde ergeben, dass nicht er, sondern ein Beamter des Landeskriminalamts Niedersachsen der „Cop“ aus den entschlüsselten Chats sei, sagte der 39-Jährige.
Leck in Behörden vermutet
Das LKA Niedersachsen erklärte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass es sich grundsätzlich nicht zu laufenden Verfahren äußere. Nach Angaben des niedersächsischen Justizministeriums war schon früh klar, dass es ein Leck in den Behörden gab. Zunächst wurde gegen Unbekannt ermittelt. Der Staatsanwalt geriet früh unter Verdacht, ein erstes Verfahren gegen ihn wurde im Herbst 2023 eingestellt, weil sich die Vermutung zunächst nicht erhärtete. Im Juni 2024 wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen, seit Ende Oktober sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Warnungen vor Razzia?
Laut Anklage soll der Dezernent der Betäubungsmittel-Abteilung bei der Staatsanwaltschaft Hannover zwischen Juni 2020 und März 2021 gegen Geld Interna aus Ermittlungsverfahren preisgegeben und die international operierende Bande vor einer Razzia gewarnt haben – Drogenbosse setzten sich ins Ausland ab. Konkret werden ihm 14 Fälle von besonders schwerer Bestechlichkeit zur Last gelegt. Zudem ist der Deutsch-Iraner wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses und Strafvereitelung im Amt angeklagt.