Nach dem Tod einer Surferin ist die berühmte Eisbachwelle im Englischen Garten in München gesperrt. Surfer wollen rasch wieder aufs Brett steigen. Was sagt Oberbürgermeister Reiter?
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ruft nach dem tödlichen Unfall an der berühmten Münchner Eisbachwelle Surfer und Fans zu Geduld auf. Er habe persönlich wie auch als Stadtoberhaupt größtes Verständnis für das Anliegen der Szene, die Welle möglichst rasch wieder zum Surfen freizugeben, schrieb Reiter an die Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM), die für eine andere Welle an der Floßlände verantwortlich ist.
Die Eisbachwelle sei nicht nur touristischer Anziehungspunkt, sondern das Surfen dort habe sich auch als Teil des Münchner Lebensgefühls etabliert.
Frage der strafrechtlichen Verantwortung
Nach dem tragischen Unfall müsse die Stadt nun aber bestimmen, ob – und wenn ja, welche – Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen zu treffen seien. Aus dieser Verkehrssicherungspflicht resultiere eine zivilrechtliche Haftung der Stadt sowie eine strafrechtliche Verantwortlichkeit ihrer Entscheidungsträger.
Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft eine mögliche strafrechtliche Verantwortung. Bei einer Freigabe der Welle vor Abschluss dieses Verfahrens könnten sich Mitarbeiter strafbar machen, unterstrich Reiter. Diesem Risiko könne er städtische Mitarbeiter nicht aussetzen.
Die IGSM begrüßte Reiters Schreiben. „Wir freuen uns, dass OB Reiter unser Anliegen unterstützt, „bei der Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen mit Augenmaß vorzugehen und übermäßige Reglementierung zu vermeiden““. „Wir arbeiten mit Nachdruck daran, den bisherigen Status der Welle wiederherzustellen.“
Surfer bitten um Freigabe
Am Vortag hatten Surfer jenseits der Interessengemeinschaft in einem offenen Brief an Reiter das Ende der Sperrung erbeten. „Mit diesem offenen Brief bitten wir Sie herzlich, aber nachdrücklich, die Eisbachwelle unverzüglich und wieder dauerhaft für den Surf-Betrieb freizugeben“, heißt es in dem Schreiben, das rund 3.600 Menschen unterzeichnet haben. „Wir nehmen das Unglück und die laufenden Untersuchungen sehr ernst und sprechen den Angehörigen unser tiefstes Mitgefühl aus. Gleichzeitig halten wir eine Sperrung weder für verhältnismäßig noch für zielführend.“
Grenzen der Eigenverantwortung
Die Surfer hatten stets betont, wie bisher auf eigene Verantwortung surfen zu wollen. Diesem Prinzip seien aber Grenzen gesetzt, schrieb der Oberbürgermeister. Es könne erst gelten, wenn die Risiken genau bekannt seien. Außerdem habe die Selbstverantwortung ihre Grenzen, wenn etwa Rettungskräfte oder andere Menschen, die bei einem Notfall zu Hilfe eilen, gefährdet würden.
Er werde sich aber dafür einsetzen, dass die Welle so rasch wie möglich wieder freigegeben werde. Voraussetzung sei, dass Maßnahmen zur Abwehr von Gefahren bestimmt werden könnten, die eine Eröffnung erlaubten – „ohne die Nutzung der Welle infrage zu stellen“. Dazu sollten sich nun Vertreter der Stadt mit der Interessengemeinschaft an einen Tisch setzen.
Community gründet Arbeitsgruppe
Dafür sei bereits eine Arbeitsgruppe gegründet worden, schrieb die IGSM dazu. Bisher gebe es allerdings keinen Zeitplan, „wie lange wir auf die Öffnung der Welle warten müssen“. „Die große Unbekannte bleibt die Dauer der staatsanwaltlichen Ermittlungen, deren Ergebnisse zur Bestimmung geeigneter Sicherheitsmaßnahmen vorausgesetzt werden.“
33-Jährige starb nach Surfunfall
Vor einigen Wochen war eine erfahrene Surferin an der Stelle verunglückt und dann im Krankenhaus gestorben. Soweit bisher bekannt, hatten sich die am Knöchel der 33-Jährigen befestigte Sicherheitsleine oder das Brett aus unbekannten Gründen am Grund des Eisbachs verhakt. Obwohl extra das Wasser des Eisbachs abgesenkt wurde und Polizeitaucher den Grund absuchten, blieb offen, wo die Leine hängengeblieben sein könnte.