Telekommunikation: Bundesweite Störung im Digitalfunk der Behörden

Bundesweit sind Polizei und Rettungsdienste von einem Ausfall der digitalen Kommunikation betroffen. Experten suchen nach der Ursache.

In Deutschland ist es bundesweit zu einer Störung des Digitalfunks der Behörden gekommen. Das teilte das Bundesinnenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Ursache der Netzstörung war am frühen Abend noch unklar. Betroffen waren nach dpa-Informationen unter anderem Bremen, Brandenburg, Hamburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, das Saarland und Thüringen. Am Abend kam aus einigen Ländern Entwarnung. 

Problem tauchte am Nachmittag auf

„Tatsächlich liegt aktuell eine Störung im BOS-Digitalfunknetz vor“, teilte ein Sprecher der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) mit. Und: „Die BDBOS und alle Partner befinden sich mit höchster Priorität in der Ursachenanalyse, um die Störung schnellstmöglich zu beheben.“ BOS steht für „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“.

Notruf nicht betroffen

Die Notruf-Nummern von Polizei und Feuerwehr, die über ein anderes System laufen, waren von dem Ausfall nicht betroffen. Für ihre interne Kommunikation mussten die Mitarbeiter von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten zeitweilig auf andere Kommunikationsmittel ausweichen.

Kommunikationsmittel von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten

Zunächst konnten noch keine konkreten Informationen zu den Gründen der Störung gegeben werden. Unklar blieb damit auch, ob es sich um einen Defekt oder eine möglicherweise gezielte Störung wie einen Hackerangriff handelt.

Die Behörde nennt den BOS-Funk als Kommunikationsmittel von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten, der mit mehr als 5.000 Basisstationen 99,2 Prozent der Fläche Deutschlands versorge.

„Der Digitalfunk BOS macht eine bundesweite und organisationsübergreifende Verständigung möglich“, schreibt die Behörde. „Das eröffnet vielfältige Möglichkeiten und vereinfacht die Zusammenarbeit – nicht nur bei einfachen Einsätzen im Alltag, sondern gerade auch bei komplexen Einsatzlagen, in Krisensituationen und in Katastrophenfällen.“

Mehrere Länder betroffen – manche mehr, andere weniger

Wie mehrere Lagezentren und Leitstellen von Rettungsdienst und Feuerwehr der dpa mitteilten, sind mehrere Bundesländer betroffen. Allerdings waren die Ausfälle nicht flächendeckend und in den verschiedenen Regionen auch unterschiedlich lang andauernd.

Die Berliner Feuerwehr teilte mit, ebenfalls betroffen zu sein. Die Feuerwehr sei aber durchgehend handlungsfähig, sie könne zur Kommunikation andere Systeme nutzen. Auch die Berliner Polizei sprach von einer Störung. Am Abend lief es dann wieder problemlos in der Hauptstadt. „Seit kurz nach 18 Uhr kann wieder störungsfrei gefunkt werden“, teilte die Polizei auf der Plattform X mit.

In Niedersachsen sprach das Innenministerium von einer kurzen landesweiten Störung. Probleme gab es streckenweise auch in Thüringen. Sachsen ist laut dem Lagezentrum ebenfalls betroffen. In der Rettungsleitstelle Westmecklenburg in Schwerin hieß es, man sei zwar betroffen von dem Ausfall, aber voll handlungsfähig. Man habe noch andere Wege, mit den Kollegen zu kommunizieren. Die Feuerwehr sei für die Bürger normal zu erreichen und genauso schnell wie sonst am Einsatzort, sagte ein Sprecher.

Aus dem NRW-Innenministerium heißt es, man sei über die bundesweite Störung zwar informiert und habe dies auch an die Dienststellen der Polizei weitergegeben. Aus der Kölner Leitstelle der Polizei hieß es, dass der Funk nur eine knappe Viertelstunde ausgefallen war. 

GdP-Chef: Zeigt, wie anfällig digitale Infrastruktur ist

Der Berlin Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh, sagte: „Der weitreichende Zusammenbruch des Digitalfunks ist der Super-Gau für unsere Sicherheitsbehörden und zeigt uns, wie anfällig unsere digitale Infrastruktur ist und wie fahrlässig es ist, sich auf Monopollösungen zu verlassen.“ Kommunikation sei heute wichtigstes Einsatzmittel. „Von ihr können Ende des Tages Leben und Tod abhängen.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert