In einer Aprilnacht vor einem Jahr zerstörte extremer Spätfrost die jungen Triebe in den Rebanlagen des Elbtals. Die Winzer mussten enorme Vertragsverluste verkraften – nun drohen wieder Minusgrade.
Zum Schutz gefährdeter Reben vor Spätfrost brannten am frühen Dienstagmorgen auf insgesamt 28 Hektar Fläche des Staatsweinguts Schloss Wackerbarth hunderte kleine kontrollierte Feuer. Insgesamt sollten so über 100.000 Rebstöcke geschützt und mögliche Ertragsausfälle vermieden werden. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt bedrohen vor allem die jungen Triebe, die dann absterben können, erklärte Wackerbarth-Sprecher Martin Junge.
„Es war gut, dass wir heute Morgen im Weinberg unterwegs waren“, sagte Junge – denn es war eine klare Nacht ohne Wolken. Er sei vorsichtig optimistisch, dass die Feuer erfolgreich waren. „Die Reben sehen noch gut aus.“ In den kommenden Tagen werden die Winzer weiter den Wetterbericht verfolgen und die nächtlichen Temperaturen im Blick haben.
„Die Situation ist nicht vergleichbar mit 2024, mit Minusgraden über Stunden und Frost, der sich von oben herabsenkte“, sagte Junge. Die Wetterlage entspreche mit örtlichem Bodenfrost bei wolkenfreiem Himmel eher der in früheren Jahren. Das sei äußerst ungünstig für die jungen Triebe, die durch die plötzliche Kälte braun werden und absterben können. In der Vergangenheit konnten sie nach seinen Angaben mit Hilfe von Frostkerzen und Rauch vor Schaden bewahrt werden.
550 Frostkerzen und kleine Feuer
In Weinböhla stellten Wackerbarths Winzer bis zu 550 solcher Kerzen um eine acht Hektar große Fläche mit Solaris-, Muscaris- und Pinotin-Reben auf. „Wie bei einem Kamin soll so die kühle Luft zwischen den Rebzeilen in Bewegung gebracht und „abgesaugt“ werden“, erklärte Junge. In den Lagen Diesbar-Seußlitz und Laubach, wo es keine direkten Anwohner gebe, wurden Rauchfeuer oder kleine kontrollierte Feuerstellen eingesetzt. Die Kosten für die Frostschutzmaßnahmen liegen bei einem knapp fünfstelligen Betrag.
Wegen der Wetterkapriolen nach frühzeitigem Austrieb verloren die sächsischen Winzer im vergangenen Jahr rund 80 Prozent ihres üblichen Ertrags. Der zweite Austrieb der Reben konnte das nur zu einem sehr geringen Teil ausgleichen. Die Weingüter mussten zudem deutlich mehr in die Bewirtschaftung der Weinberge investieren.