Angriffe auf französische Gefängnisse: Mutmaßliche Täter stammen aus Drogenmilieu

Nach zahlreichen Brandanschlägen auf Autos französischer Gefängnisbeamte hat die Staatsanwaltschaft für 21 mutmaßliche Täter Untersuchungshaft beantragt. Zu ihnen zählen zwei Minderjährige und sieben Menschen, die bereits wegen anderer Vergehen in Haft sitzen, wie die Staatsanwaltschaft am Freitag in Paris mitteilte. Da die Hauptverdächtigen dem Milieu der Drogenbanden angehören, ist die ursprünglich eingeschaltete Anti-Terrorstaatsanwaltschaft nicht mehr mit dem Fall befasst.  

Wenige Tage vor der Verabschiedung eines Gesetzes zur Bekämpfung von Drogenbanden hatte eine bis dahin unbekannte Gruppe namens DDPF (Rechte der französischen Häftlinge) an mehreren Haftanstalten Autos von Gefängnismitarbeitern in Brand gesteckt und Graffiti hinterlassen. Im südfranzösischen Toulon schossen zudem Unbekannte wenige Stunden vor einem Ministerbesuch mit einem Sturmgewehr auf das Eingangstor des dortigen Gefängnisses. 

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatten bereits inhaftierte Drogenhändler die Aktionen aus der Haft heraus in die Wege geleitet. „Sie haben die Ziele festgelegt, (…) und Leute außerhalb des Gefängnisses gesucht, die die Aktionen gegen Bezahlung ausführten“, erklärte die Staatsanwaltschaft. Dies sei inzwischen eine häufig verwendete Methode im Bereich des organisierten Verbrechens. 

Da die Angriffe koordiniert zu sein schienen, hatte sich zunächst die Anti-Terrorstaatsanwaltschaft eingeschaltet. Es hätten sich jedoch keine Hinweise auf eine radikale Ideologie oder ausländische Einmischung gefunden, betonte die Staatsanwaltschaft. „Die Ermittlungen haben gezeigt, dass die Aktionen auf das Konto organisierter Verbrecherbanden gehen“, hieß es. 

Justizminister Gérald Darmanin hatte die Angriffe als einen „Versuch zur Destabilisierung des Staates“ bezeichnet und von Anfang an öffentlich vermutet, dass es einen Zusammenhang mit dem geplanten Gesetz zum Kampf gegen Drogenbanden gebe. Dieses war am Dienstag endgültig verabschiedet worden. Es sieht unter anderem eine Isolationshaft für Chefs von Drogenbanden und eine auf Drogenhandel spezialisierte Staatsanwaltschaft vor. 

Bei Gewalttaten im Drogenmilieu waren in Frankreich im vergangenen Jahr 110 Menschen getötet und 341 verletzt worden. Im Jahr 2024 kamen zudem 176 Menschen wegen Mordes oder Mordversuchs im Drogenmilieu in Haft – ein Viertel davon war jünger als 20 Jahre, 16 von ihnen waren minderjährig. Unter den Opfern der Gewalttaten waren insgesamt 47 Minderjährige. 

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