Die Füchse Berlin dominieren plötzlich Europa und machen Ernst im Rennen um den Champions-League-Sieg. Ein Versprechen könnte der Hauptstadt-Club sogar zweimal einlösen.
Und plötzlich zweifelt fast niemand mehr am Titelversprechen der Füchse Berlin. Im Gegenteil. Nach dem fast schon angsteinflößend souveränen Einzug ins Halbfinale der Champions League winkt dem Hauptstadt-Club sogar das Handball-Double.
Am 8. Juni die Meisterschaft in der Bundesliga feiern und eine Woche später den goldenen Pokal in der Königsklasse gewinnen: Hat die ohnehin schon historische Saison der Füchse gleich zwei Happy Ends? „Die Art und Weise, wie dieser Sieg zustande gekommen ist, sorgt für große Hoffnungen auf die nächsten Wochen“, sagte Bob Hanning vielversprechend.
Nach der Viertelfinal-Gala gegen den dänischen Meister dürfte sich der Füchse-Boss in seiner forschen Titelansage bestätigt fühlen. Und auch Welthandballer Mathias Gidsel konnte sich bereits während des Rückspiels das Grinsen nicht verkneifen. Seine Augen funkelten. Mit der Schlusssirene stürmte der Olympiasieger aufs Parkett und sprang seinen Teamkollegen in die Arme. Erinnerungsfotos hielten den magischen Champions-League-Abend fest.
„Viele Leute haben sich gefragt, warum ich Berlin gewählt habe. Das ist der Grund. Wir sind jetzt ganz oben“, schwärmte Gidsel. Wohl wissend, dass zwei Siege fehlen, um in der Champions League wirklich ganz oben anzukommen. In der Bundesliga fehlen dem Tabellenführer noch sieben Schritte, um auch am Saisonende ganz oben zu stehen.
Aber allein, den Vorjahresfinalisten Aalborg im Viertelfinale zweimal zu entzaubern, wertete Hanning als „Meilenstein“ in der Berliner Entwicklung.
Leistungsexplosion macht Füchse sprachlos
Mit einer Mischung aus Vorfreude auf das Final-Wochenende in Köln am 14./15. Juni und einer gewissen Verwunderung über die eigene Leistungsexplosion verharrten die Füchse nach dem Sieg in Aalborg noch lange in der Halle. „Das ist schwer zu glauben, dass wir das geschafft haben. Das ist etwas, was wir in die Geschichtsbücher schreiben können“, befand Kapitän Max Darj und suchte vergeblich nach Worten, um seinen Gefühlszustand treffend zu beschreiben.
Fest steht: Die Füchse sind gerüstet für die Auftritte im Kölner Handball-Tempel. Beim Saisonhöhepunkt will auch der SC Magdeburg dabei sein, der bei KC Veszprem im Rückspiel heute Abend (18.45 Uhr) allerdings vor einer schwierigen Aufgabe steht. Das Hinspiel hatte 26:26 geendet.
Starspieler Gidsel und eine „gesunde Mannschaft“
Während Magdeburg fast schon Stammgast in der K.o.-Phase ist, feiern die Füchse jeden kleinen Schritt auf Europas größter Handball-Bühne als Etappensieg auf dem Weg zum Weltverein. Natürlich spielten die Berliner auch im vergangenen Jahr schon oben mit und galten als ernsthafter Anwärter auf den Titel in der Bundesliga. Am Ende versagten in wichtigen Phasen gegen die Topteams aber die eigenen Nerven.
In diesem Jahr wirkt das Team reifer. Die Spielzüge sind perfekt einstudiert. Eine Offensiv-Gala folgt der nächsten. Jeder Spieler strahlt dabei die volle Überzeugung aus. Klar ist Gidsel der alles überragende Spieler in dem Berliner Star-Ensemble. „Aber alle bringen ihre Leistung. Das ist eine gesunde Mannschaft“, beschrieb Darj die Geschlossenheit seiner Auswahl.
Ein Aufsteiger kommt: Pflichtaufgabe in der Bundesliga
Die Königsklassen-Gala gegen den Mitfavoriten lässt das bevorstehende Bundesliga-Duell am Sonntag fast unscheinbar erscheinen – doch auch die Aufgabe gegen das abstiegsbedrohte Team aus Bietigheim darf nicht unterschätzt werden. Denn weitere Patzer wie zuletzt beim HC Erlangen sind auf dem Weg zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte verboten.
Aber an Patzer denkt beim Tabellenführer ohnehin niemand. „Der Erfolg in der Champions League gibt so viel Selbstvertrauen. Das, was wir momentan auf der Platte zeigen, ist unfassbar gut“, befand Mijajlo Marsenic. Von einer neuen Nummer 1 in Deutschland wollte der Kreisläufer aber noch nicht sprechen. „Wir müssen erst Ergebnisse zeigen“, forderte der Serbe. Auch gegen Bietigheim.