Erin P. aus Australien soll mit einem vergifteten Mittagessen drei Menschen getötet haben. Nun muss sich die 50-Jährige wegen Mordes vor Gericht verantworten.
Ein scheinbar harmloses Familienessen bezahlten drei Menschen in Leongatha im australischen Bundesstaat Victoria mit ihrem Leben. Erin P. hatte ihren Schwiegereltern Beef Wellington zubereitet – zartes Rinderfilet, ummantelt mit gehackten Pilzen. Auch die Schwester ihrer Schwiegermutter saß zusammen mit ihrem Mann an jenem 29. Juli 2023 mit am Tisch. Der Ehemann von Erin P., von dem sie bereits getrennt war, hatte die Essenseinladung abgesagt.
Kurz darauf wurden alle vier Gäste mit Verdacht auf Magen-Darm-Erkrankung in ein Krankenhaus eingeliefert. Auch Erin P. hatte Symptome. Während sie sich wieder erholte, starben ihre Schwiegermutter und deren Schwester am 4. August. Ihr Schwiegervater starb einen Tag später. Der zweite Mann kämpfte im Krankenhaus zwei Monate lang um sein Leben, musste zeitweise in ein künstliches Koma versetzt werden.
Vergiftung durch Knollenblätterpilze
Forensische Tests ergaben später, dass die Gäste den hochgiftigen Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) gegessen hatten, auch „Todeskappe“ genannt. Sie sind für 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen weltweit verantwortlich. Schon der Verzehr von 50 Gramm eines Grünen Knollenblätterpilzes kann laut Experten tödlich enden.
Die Polizei schöpfte Verdacht. Auch, weil es bereits in der Vergangenheit mehrere Fälle zwischen 2021 und 2022 gab, in denen P.s damaliger Ehemann nach einem von ihr zubereitetem Essen erkrankt war. Und weil Erin P. zunächst von ihrem Schweigerecht Gebrauch machte.
Nach dem Vorfall untersuchte die Polizei das Grundstück von Erin P. in Australien
© JAMES ROSS
Später bestritt die Mutter zweier Kinder die Vorwürfe. In einer Erklärung behauptete sie, die Champignons in einem großen Supermarkt und getrocknete Pilze bei einem asiatischen Lebensmittelhändler gekauft zu haben.
Prozess gegen Erin P. startet in Australien
Die Ermittler durchsuchten das Grundstück von Erin P., beschlagnahmten Gegenstände aus ihrem Haus. Auch eine Mülldeponie in der Nähe wurde untersucht, als sie dort einen Dörrautomaten fanden, mit dem die Frau mutmaßlich die Pilze getrocknet und haltbar gemacht hatte. Zudem wurden Aufnahmen einer Überwachungskamera gesichert, um zu überprüfen, wann der Dörrapparat entsorgt wurde.
Erin P. muss sich ab Dienstag wegen dreifachen Mordes vor einem Geschworenengericht im Latrobe Valley nahe Melbourne verantworten. Nach einem Bericht des australischen Senders ABC dürfte das Verfahren voraussichtlich fünf bis sechs Wochen dauern. Da der Fall auch international immer wieder für Schlagzeilen gesorgt hat, begleitet der Sender ABC den Prozess sogar mit einem eigenen Podcast namens „Mushroom Case Daily“ (auf Deutsch etwa: tägliche News zum Pilz-Prozess).
Quellen: Reuters, 1news.co.nz, „Washington Post“, 9news, mit Material von dpa