Überraschende Erkenntnisse: Brief aus dem 17. Jahrhundert wirft ein völlig neues Licht auf Shakespeare

Über die Ehe von William Shakespeare gab es bisher nicht viel Gutes zu sagen. Doch damit hat man dem berühmten Dichter und seiner Frau Anne Hathaway wohl Unrecht getan.

Die Werke von William Shakespeare haben die Jahrhunderte überdauert und sind bis heute Klassiker. Über das Leben des vielleicht bedeutendsten Dramatikers der Geschichte weiß man hingegen relativ wenig. Nur wenige Fakten sind historisch gesichert.

Bekannt ist, dass er mit der sechs Jahre älteren Anne Hathaway verheiratet war. Das Paar lebte in Shakespeares Heimatstadt Stratford-upon-Avon, dann ließ der Dichter seine Frau mit den Kindern zurück, um in London Karriere zu machen. Und auch in seinem Testament bedachte er seine Frau kaum. Durch diese Erzählungen haftete Shakespeare jahrhundertelang der Ruf des schlechten, egoistischen Ehemanns an. Doch dieses Bild muss nun wohl überdacht werden, wie neue Erkenntnisse der Forschung zeigen.

Shakespeare lebte wohl mit seiner Frau in London

Matthew Steggle, Professor für frühe englische Literatur an der Universität Bristol, hat nämlich einen Brief aus dem Jahr 1608 geöffnet, der auf die Beziehung des Paares ein anderes Licht wirft. Der Brief ist an die „gute Mrs. Shakespeare“ adressiert und enthält Hinweise darauf, dass die Eheleute zumindest für einige Jahre gemeinsam in London gelebt haben.

Verfasst ist er von einem Mann, der versucht, bei Shakespeares Frau Schulden einzutreiben – nachdem sich der Dramatiker offenbar geweigert hatte, zu bezahlen. Auch wird erwähnt, dass die Empfängerin zusammen mit ihrem Mann in London lebt.

Der Brief wurde bereits 1978 entdeckt, ist also schon länger bekannt. Steggle hat den Inhalt aber noch einmal genauer angeschaut. „Es handelt sich also um eine Geschichte über die Ehe der Shakespeares und über Shakespeares Londoner Kontakte“, erklärt der Wissenschaftler. Der Brief stelle „ein schreckliches, schwieriges Problem“ für alle Shakespeare-Biografen dar, die die Ehe zwischen dem berühmten Dichter und seiner Frau als unglückliche Verbindung darstellen.

Bild von Shakespeare und seiner Frau muss überdacht werden

Bisher sei nur ein Brief bekannt gewesen, der an Shakespeare und seine Familie adressiert war. Der neue Fund zeigt, wo Shakespeare (mit hoher Wahrscheinlichkeit) in London gelebt hat und verändert das öffentliche Bild von Anne Hathaway. Denn offenbar geht der Briefschreiber davon aus, dass sie unabhängigen Zugriff auf die Finanzen des Ehepaares hat.

Auf der Rückseite des Briefes finden sich außerdem einige handschriftliche Notizen. Möglicherweise stammen diese von Anne Hathaway – es wäre laut Forscher Steggle „das, was ihrer Stimme am nächsten kommt“.

Quellen:  Universität Bristol, „Guardian“

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