Ein Diebstahl in Japan kommt einen Busfahrer teuer zu stehen. In seinem Ruhestand steht er mit leeren Händen da. Mehrere Gerichte beschäftigt der Fall, jetzt gibt es ein Urteil.
Ist die Streichung der Rentenansprüche zu viel Bestrafung für einen vermeidlich kleinen Diebstahl? Mit dieser Frage beschäftigte sich in der vergangenen Woche der Oberste Gerichtshof Japans und kam zu einem eindeutigen Urteil: Die Strafe ist angemessen, ein Busfahrer aus Kyoto verliert seine kompletten Ansprüche in Höhe von zwölf Millionen Yen (rund 74.000 Euro).
Was war geschehen? Der Busfahrer hatte 2022 einen folgenschweren Diebstahl begangen. Als mehrere Passagiere bei ihm ihre Fahrkarten bezahlten, steckte der 58-Jährige laut der japanischen Tageszeitung „Mainichi“ 1000 Yen (etwa 6,18 Euro) in die eigene Tasche, statt sie in die Kasse zu legen. Der Diebstahl fiel Verantwortlichen der Nahverkehrsbehörde Kyoto Municipal Transportation Bureau bei einer Überprüfung der Dashcams auf. Bei einem Gespräch mit seinen Vorgesetzten habe der Busfahrer die Tat jedoch geleugnet, obwohl er von er Kamera aufgezeichnet wurde. Daraufhin wurde der Mann, der fast 30 Jahre lang Busse fuhr, entlassen und ihm die Pension gestrichen.
Der Busfahrer verklagte anschließend die Stadt, ein Bezirksgericht in Kyoto urteilte 2023 jedoch, dass es sich dabei um eine Veruntreuung handele und wies die Klage des Busfahrers ab. Im vergangenen Jahr revidierte der Osaka High Court, das höchste Gericht der Region Osaka, jedoch das Urteil. Die Strafe sei zu hoch, da der Betrug nur 1000 Yen betrug und zurückgezahlt worden sei, urteilte das Gericht.
Japan: Busfahrer verliert Kampf um Rente vor Gericht
In der vergangenen Woche revidierte nun der Oberste Gerichtshof Japans das Urteil des High Courts in letzter Instanz. In der Begründung heißt es, dass das Verhalten des Mannes das öffentliche Vertrauen in das System und den ordnungsgemäßen Betrieb des Busbetriebs gefährdet habe. Das Urteil verwies darauf, dass der Mann bereits in der Vergangenheit mehrfach wegen verschiedener Vorfälle verwarnt worden sei. Unter anderem habe er eine elektronische Zigarette während des Dienstes geraucht – auch wenn zu dem Zeitpunkt keine Passagiere an Bord des Busses waren. Es sei rechtens, dass der Mann seine Ansprüche auf die Rente verliere.
Shinichi Hirai, ein Sprecher der Nahverkehrsbehörde, begrüßte das Urteil: „Jeder Busfahrer arbeitet alleine und muss mit öffentlichen Geldern umgehen. Wir nehmen es daher sehr ernst, dass es Veruntreuung in diesem Bereich gegeben hat.“ Wenn die strengen Regeln nicht eingehalten würden, könnte das Vertrauen der Öffentlichkeit untergraben werden, betonte der Sprecher.