Wildschweinkadaver-Spürhunde werden im Kampf gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest gebraucht. Aber es gibt zu wenige. Dabei kommen erstmal alle Hunde infrage.
Brida, Maze und Fjällräven und die meisten anderen Hunde haben bisher Schimmel, Sprengstoff, Bettwanzen, Trüffel, Geld oder Schlagopfer an Windrädern (Vögel) gesucht. Jetzt sollen sie auch als Wildschweinkadaver-Spürhunde im Kampf gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Rheinland-Pfalz helfen. „Das Land muss bei einem neuen Ausbruch handlungsfähig sein“, beschreibt Hartmut Frohnweiler von Landesforsten das Ziel.
„Ein Impfstoff ist bisher nicht in Sicht.“ Ein neuer ASP-Ausbruch müsse vor allem wegen der Hausschweine schnell eingedämmt werden. Neben Wärmebilddrohnen seien die Spürhunde die wichtigsten Unterstützer bei der schnellen Suche von verendeten Wildschweinen. Denn diese sind noch über Monate infektiös und werden gerne von anderen Wildschweinen gefressen.
Es werde auch noch über eine dritte Säule nachgedacht: Kolkraben – mit einem Sensor und einer speziellen KI ausgestattet – könnten vielleicht eines Tages aus der Luft helfen, sagt Frohnweiler.
Rund 200 Gespanne – Teams von Hundeführer und Hund – sollen landesweit als Kadaver-Spürhunde gewonnen werden. Dann seien im akuten Fall erfahrungsgemäß immer 20 bis 30 einsatzbereit, erläutert Förster Frohnweiler. Bisher seien es erst 97 Teams und die Rheinland-Pfälzer stark auf Hilfe aus anderen Bundesländern angewiesen.
Hunde müssen vor der Ausbildung einen Eignungstest bestehen
Bei der Ausbildung arbeiteten das Umweltministerium, Landesforsten, der Landesjagdverband, der Malteser Hilfsdienst und der Jagdgebrauchshundeverband zusammen. Im Wald von Gemünden im Hunsrück testet Frohnweilers Team diesmal die Eignung von 17 Hunden an vier Stationen. Mit dabei sind ein Tierarzt, Hundeführer und einige der insgesamt 27 Mentoren des neuen Netzwerks für Kadaver-Spürhunde. Der bestandene Eignungstest ist Voraussetzung für die Ausbildung.
Thorsten Blanke ist mit seiner belgischen Schäferhündin Brida sowie zwei Kolleginnen mit Hunden beim Eignungstest dabei. Die Tiere suchen normalerweise Luftfracht- und Luftpost am Frankfurter Flughafen nach Sprengstoff ab. „Wenn Trump mit den Zöllen so weiter macht, geht uns aber vielleicht die Arbeit aus“, sagt Blanke von einem auf Sprengstoffspürhunde spezialisierten Unternehmen.
Spürhundeführerin und Hundetrainerin Susanne Kautz aus dem benachbarten Nordrhein-Westfalen will ihren jüngsten Hund Fjällräven, einen Australian Kelpie, zum Kadaver-Spürhund ausbilden. Nina Kassel aus Windhagen im Kreis Neuwied hat sieben Rettungs- und Spürhunde. Ihr Lagotto Romagnolo Maze soll künftig bei toten Wildschweinen anschlagen.
Nicht nur Vierbeiner mit Spürhund-Erfahrung sind geeignet. „Jeder Hund in Rheinland-Pfalz kann als Kadaver-Spürhund angemeldet werden“, heißt es im Umweltministerium. Nach den ersten Informationen nach der Anmeldung sagten aber viele Interessenten ab, berichtet Frohnweiler.
Die „Wildschwein-Pendelsau“ findet großes Interesse
„Wir müssen ausschließen, dass wir Hunde dabeihaben, die nicht brauchbar sind.“ Die, die nach Gemünden zum Eignungstest gekommen sind, schneiden gut ab, ihre Herrchen und Frauchen sind zumeist erfahrene Hundeführer.
An einer eigens für den Test gebastelten „Wildschwein-Pendelsau“ zeigen die Vierbeiner mit den exzellenten Nasen Interesse, bellen, gehen aber auf Distanz und greifen nicht an – genau so soll es sein. Das ist eine der Stationen. An einer Kiste mit Wildschweinresten sind die Tiere sichtbar interessiert, aber zurückhaltend – sie zerkratzen die Kiste nicht.
Die Ausbildung werde mindestens vier Monate dauern, sagt Frohnweiler. Mindestens einmal in der Woche müsse trainiert werden. Es könne auch mit Wildschwein-Geruchsproben zu Hause geübt werden. Die ersten Prüfungen seien daher im August/September zu erwarten. Auch danach müsse die Einsatztauglichkeit immer wieder überprüft und trainiert werden.
„Die Hunde brauchen einen gewissen Antrieb, dass sie auch in die Dornen gehen und Gestrüpp absuchen“, sagt Frohnweiler. Anders als andere Bundesländer gebe es in Rheinland-Pfalz viel Wildnis, Brombeeren und Steillagen.
Hundeführer können gewerblich oder ehrenamtlich aktiv sein
„Der Hund muss durch ein Ritual lernen, dass es jetzt um diese Sache geht“, erklärt Frohnweiler. Das könne ein Halsband sein oder bestimmte Schuhe des Hundeführers. Das Tier solle seine Aufgabe mit einem freudigen Ereignis verknüpfen. „Man muss herausfinden, womit man den Hund am besten motivieren kann.“ Der eine bekomme daher ein Leckerli, mit dem anderen werde gespielt.
Die Hunde müssten bei ihren Einsätzen auch ein GPS-Gerät am Körper akzeptieren, welches den Track aufzeichne, den sie auf der Suche nach Kadavern ablaufen, erläutert Frohnweiler. So schreibe es die EU vor.
Die Hundeführer könnten mit ihren ausgebildeten Vierbeinern gewerblich oder ehrenamtlich einsteigen. GPS-Gerät und Kleidung würden dann gestellt. Gewerbliche Hundeführer bekämen 650 Euro, ehrenamtliche insgesamt 340. „Aber manche wollen das lieber ehrenamtlich machen – und Rheinland-Pfalz lebt vom Ehrenamt“, betont der Förster.