Hamburg hat bei dem Schlüsselprodukt der Energiewende große Pläne und will Drehscheibe für Vertrieb und Produktion werden. Während einige Firmen Projekte verschieben, hält der Senat am Zeitplan fest.
Die Stadt Hamburg hält trotz Rückschlägen bei Projekten an ihren Plänen fest, ab 2027 auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Moorburg „grünen Wasserstoff“ in industriellem Maßstab zu produzieren. Man sei im Zeitplan, heißt es in der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage aus der CDU-Bürgerschaftsfraktion. „Gegenwärtig wird ein Start des Inbetriebnahme-Prozesses des Elektrolyseurs im Jahr 2026 angestrebt.“ „Grüner Wasserstoff“ wird per Wasserelektrolyse aus erneuerbaren Energien gewonnen.
Auf dem Gelände des stillgelegten Kohlekraftwerks Moorburg soll ein Großelektrolyseur mit zunächst 100 Megawatt Leistung entstehen, der mit regenerativ erzeugtem Strom „grünen Wasserstoff“ herstellt. Das alte Kraftwerk wird seit Ende 2023 abgerissen. Vor knapp einem Monat hatte die missglückte Sprengung eines von zwei Kesselhäusern für Aufsehen gesorgt.
Unternehmen verschieben Wasserstoffprojekte
Zuletzt waren in Hamburg Wasserstoffprojekte wie die Entwicklung eines mit Wasserstoff betriebenen Verkehrsflugzeugs oder die Herstellung „grünen Stahls“ verschoben worden. Der Flugzeugbauer Airbus hatte dafür den langsameren technischen Fortschritt als Grund genannt, Stahlproduzent ArcelorMittal unter anderem noch unklare Kosten für den Wasserstoffbezug.
Zu den Kosten für den Kraftwerksabriss und den Umbau für die neue Anlage in Moorburg wollte sich der Senat nicht äußern. „Die finalen Kosten für die Transformation des Standorts können gegenwärtig noch nicht beziffert werden, da die Vergaben aller Leistungen noch nicht abgeschlossen sind“, hieß es.
Senat sieht genügend Interessenten für „grünen Wasserstoff“
Der Senat zeigte sich zuversichtlich, dass es genügend Abnehmer für den in Moorburg produzierten Wasserstoff geben wird. Das Unternehmen Hamburg Green Hydrogen Hub (HGHH) stehe mit Firmen im Austausch zu potenziellen Abnahmeprofilen, Abnahmemengen und möglichen Lieferterminen.
Einzelheiten wurden mit Hinweis auf mögliche Wettbewerbsnachteile nicht genannt. „Ab dem Jahr 2027 werden im HGHH voraussichtlich 10.000 Tonnen grüner Wasserstoff jährlich produziert werden“, hieß es.
Dass es in der Wirtschaft großes Interesse gebe, werde auch beim Wasserstoff-Industrienetz HH-WIN deutlich, das einmal auf 60 Kilometer Länge die energieintensiven Industriebetriebe im Hamburger Hafen versorgen soll. „In Bezug auf das HH-WIN-Projekt sind der HNE (Hamburger Energienetze GmbH) derzeit rund 30 Unternehmen aus Hamburg bekannt, die Interesse an einer Abnahme von grünem Wasserstoff bekundet haben“, schreibt der Senat.
CDU nennt Wasserstoffstrategie „vage“
Dem CDU-Abgeordneten Richard Seelmaecker ist die Wasserstoffstrategie des Senats zu vage. „Der Senat muss erkennen, dass die Umsetzung schwieriger ist als behauptet und gehofft“, sagte er. „Während das Kraftwerk Moorburg grünen Wasserstoff produzieren soll, sind die Kosten immer noch völlig unklar.“