Tiere: Seltene Fischadler brüten wieder am Oberrhein

Seit 1907 galten die Greifvögel als ausgerottet. Vor ein paar Jahren kehrten sie zurück, ein Paar vermehrte sich auch. Damit es nicht das einzige bleibt, klettern Naturschützer hoch hinauf.

Das einzige Fischadler-Paar in Baden-Württemberg brütet wieder. Seit knapp einer Woche sitzt Weibchen Chronos tief im Nest, wie Projektleiter Daniel Schmidt-Rothmund vom Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg erklärte. „Zuvor hat sie mit ihrem Körper darin eine Nistmulde geformt, damit die Eier gut geschützt und voll bedeckt sind. Ein erstes Ei ließ sich aber kurz auf einem Bild der Überwachungskamera erkennen.“ 

Wie viele Eier genau im Nest sind, könne der Nabu bisher nicht sagen, da das Weibchen sie tief versteckt ins Nest gelegt habe. „Das wird vielleicht eine Osterüberraschung.“ Geht alles gut, könnte der Nachwuchs in der zweiten Maihälfte schlüpfen.

Nisthilfe in schwindelerregender Höhe

Schmidt-Rothmund hatte vor vier Jahren in der badischen Oberrheinebene bei Rastatt eine künstliche Nisthilfe in 25 Metern Höhe auf einem Baumriesen montiert. Auf solchen alles überragenden Bäumen in Wäldern könnten die Greifvögel alles überblicken, Nesträuber früh erspähen und verjagen. 

2023 brüteten Chronos und das Männchen Kepler als erstes Fischadlerpaar nach mehr als 115 Jahren wieder erfolgreich in Baden-Württemberg. Dieses Jahr sei Kepler am 19. März zum Horst zurückgekehrt. Er habe diesen mit Nistmaterial wie Stöcken, Zweigen und trockenen Grasbüscheln hergerichtet. Chronos habe fünf Tage später und nach rund 5.000 Kilometern Rückflug aus dem Winterquartier südlich der Sahara das Nest erreicht, berichtete der Ornithologe und Leiter des Nabu-Vogelschutzzentrums Mössingen.

Vor über 100 Jahren ausgerottet

Die Tiere werden den Angaben zufolge rund 60 Zentimeter groß. Ihre Unterseite ist bis auf ein dunkles Brustband weiß, die Oberseite dunkelgraubraun. Ihr Kopf ist weiß mit einem dunklen Band um die Augenpartie. Sie fressen Fische und stürzen dafür manchmal einen Meter tief ins Gewässer. 

Fischadler waren den Angaben zufolge im 19. Jahrhundert in Baden-Württemberg entlang von Donau, Rhein, Neckar sowie an Kocher und Jagst beheimatet. Doch Menschen jagten die Tiere, sodass der Greifvogel seit 1907 im Südwesten als ausgerottet galt. Noch heute ist die Art gefährdet – ebenso wie die in Deutschland lebenden See-, Schrei- und Steinadler.

Wächst die Population?

Nach Einschätzung des Nabu stehen die Chancen gut, dass sich bald ein oder zwei weitere Fischadler-Paare am Oberrhein, Bodensee oder an der Donau ansiedeln. Die Jungvögel aus 2023, Balbü oder Kju, könnten sesshaft werden. Mehr als 30 Plattformen habe Schmidt-Rothmund dafür im Südwesten installiert und kletternd Nistmaterial in schwindelerregende Höhen geschafft.

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