Reihe: Gefühlt gestern: Das Fledermaussymbol war überall: Die „Batmania“-Phase um 1989 – und ich mittendrin

1989, als Tim Burtons „Batman“ in die Kinos kam und zeitgleich die „Batman“-Serie aus den 60ern erstmals im deutschen Fernsehen lief, wurde zum Jahr eines massiven Bat-Hypes.

Wenn mein Kindergartenkumpel Sascha zu Besuch war, dann war völlig klar, was meine Schwester, er und ich zwischen umgestülpten Sofakissen im Wohnzimmer spielen würden: Batman. Einer war der Superheld, einer wahlweise Robin oder Batgirl und einer ein Superschurke nach Wahl. Wir waren vielleicht vier oder fünf Jahre alt, aber im Kosmos des maskierten Verbrecherjägers kannten wir uns aus. Denn damals – ungefähr 1989 – begann eine Phase, in der Batman plötzlich überall war.

Filmfans werden jetzt wissend nicken und sich erinnern, dass 1989 Tim Burtons erster Batman-Film mit Michael Keaton herauskam. Der sorgte bei Teens und Erwachsenen für eine neu entflammte Begeisterung für den Mann im Kostüm. Gleichzeitig passierte aber etwas, ohne das die „Batmania“, diese allgemeine Begeisterung für einen Comic-Helden, vielleicht dennoch nicht passiert wäre: Sat.1 strahlte die Batman-Fernsehserie aus den 60ern aus, die damit erstmals(!) im deutschen Fernsehen lief. Und so düster und edgy und fantastisch besetzt Burtons Batman-Film auch war – ohne die knallbunte, selbstironische Version im TV wären vermutlich nicht diverse Elemente aus der Welt Gotham Citys in die Annalen der Popkultur eingegangen. Heiliges Anti-Haifisch-Spray!

Batman-Doppelschlag im Kino und im Fernsehen

So aber hatte jede Generation ihren eigenen Batman: Teens und junge Erwachsene gingen ins Kino. Wir Kinder und unsere Eltern saßen vor dem Fernseher und sahen zu, wie Adam West in seinem hellblauen Elastik-Dress in jeder Folge erneut in einer absurd ausgeklügelten Todesfalle landete (und sich aus dieser dank Bat-Kaugummi oder mithilfe eines brillanten Geistesblitzes wieder befreien konnte). Und vielleicht wunderten wir uns ein bisschen, dass unsere Eltern so bereitwillig mitschauten und sogar lachten. Schaut man sich heute nochmal Folgen an, begreift man erst so richtig den völlig überzogenen Humor der Serie. Als Kind nahm man den Kampf der bunten Helden gegen die ebenso bunten Schurken einfach bitterernst.

Die USA hatten aufgrund der Serie schon 1966 ihre erste handfeste „Batmania“. Gaststars wie Bruce Lee, Tallulah Bankhead, Vincent Price, Joan Collins, Zsa Zsa Gabor, der Pianist Liberace, Modedesigner Rudi Gernreich oder die Sängerin Leslie Gore rissen sich um Auftritte in der Show. Die Bundesrepublik musste noch etwas über zwanzig Jahre warten, bis das Fledermaussymbol hier ebenfalls alle denkbaren Merch-Artikel schmückte. Und noch heute sieht man auf den Straßen deutlich öfter jemanden, der gedankenlos ein T-Shirt mit Batman-Logo spazieren trägt, als jemanden, der in eines mit Superman-Aufdruck schlüpft. Zeugnis für die tiefe Verankerung des Batman-Kosmos‘ in unserer Alltagskultur.

Welcher Batman ist der richtige Batman?

So behilflich der Batman-Doppelschlag 1989 für die Marke auch war – schließlich löste er einen massiven Hype aus und sorgte dafür, dass bis heute jeder von uns Batman, seine Gehilfen und Gegner kennt – so sehr sorgte er für bis heute anhaltende Diskussionen unter den Comic-Fans, was denn nun die „richtige“ Interpretation des Mannes im Fledermaus-Cape sei. Wie düster sollen er und seine Stadt dargestellt werden? Wie brutal seine Gegenspieler? Wie realistisch oder fantastisch darf Batmans Welt sein? Alles Fragen, die in jeder Ära anders beantwortet wurden. Und auf die es deshalb vielleicht einfach keine „richtige“ Antwort gibt.

Der große Hype, die „Batmania“, klang nach Burtons zweitem Batman-Film 1992 schließlich langsam wieder ab. Ungefähr da haben vermutlich auch Sascha, meine Schwester und ich langsam aufgehört, die Abenteuer der Comic-Helden nachzuspielen, mit laut gekreischten „Bämm“s und „Kapow“s, top choreografierten Kämpfen und Todesfallen, die in der Regel auf imaginären Kreissägen-Konstruktionen basierten. Mein Batman-Logo-T-Shirt trug ich trotzdem noch oft mit Begeisterung. 

Und die Erfolgsstory von Batman selbst war natürlich noch lange nicht zu Ende, wie zuletzt der Film mit Robert Pattinson oder die Serie „The Penguin“ bewiesen haben. Und selbst die Comics verkaufen sich in einer Welt, die immer weniger Print-Produkte konsumiert, noch verhältnismäßig gut.

Ich bin jetzt 40. Aber ich bin sicher nicht die einzige, die auf die Frage nach der Batman-Musik sofort ein enthusiastisches „NANANANANANA BATMAN!“ anstimmen würde. Sorry, Hans Zimmer. Jede Generation hat am Ende den Batman, den sie verdient.

Alle Texte unserer Nostalgie-Reihe finden Sie hier:  Gefühlt gestern

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