Für Hamburgs scheidenden Umweltsenator steht fest: Die neuerliche Elbvertiefung hat nichts gebracht. Vielmehr koste das stete Nachbaggern Millionen. Für ihn wäre ein anderer Weg sinnvoll.
Hamburgs scheidender Umweltsenator Jens Kerstan hält die jüngste Elbvertiefung für gescheitert. „Jährlich fließen Millionen in die Nachbaggerei, weil Schlick und Sand zurückdriften“, sagte der Grünen-Politiker der Wochenzeitung „Die Zeit“. Zudem schadeten größere Containerschiffe dem Fluss: „Sie stauen höher, sind windanfälliger und müssen schneller einlaufen – das belastet Deiche und Ufer.“
Kerstan hatte zuletzt nach rund zehn Jahren im Amt aus gesundheitlichen Gründen seinen Rückzug aus dem Senat angekündigt und wird deshalb der neuen Regierung nicht mehr angehören.
Harte Auseinandersetzungen mit der SPD
Er sei von Anfang an gegen die Elbvertiefung gewesen, habe sich aber 2015 der SPD beugen müssen – „sonst hätte es keine Koalition gegeben“, sagte Kerstan. Die wirklich harten Auseinandersetzungen habe Kerstan mit der SPD und den jeweiligen Bürgermeistern gehabt.
Es reiche nicht, Klimaschutz nur in Sonntagsreden zu betonen. „Man muss ihn auch umsetzen, mit konkreten Maßnahmen, ausreichend Geld und Personal.“ Das sei in den verschiedenen Krisen der vergangenen Jahre mal besser, mal schlechter gelungen.
Kerstan zeigte sich überzeugt, dass der Hafen weiterwachsen werde. „Aber die Zeit des Hafens als große internationale Drehscheibe ist vorbei.“ Das liege auch an der geografischen Lage und den heutigen Routen im Welthandel. „Die einst angestrebten 20 Millionen Standardcontainer pro Jahr werden wir nicht mehr erreichen.“ Insofern sei eine neue vorausschauende Hafenpolitik nötig.
Kerstan: Hafenkooperationen wären auf lange Sicht vernünftig
„Vernünftig wäre auf lange Sicht eine Kooperation zwischen den Häfen in Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven.“ Nötig sei eine sinnvolleArbeitsteilung, die verhindere, dass weiter unnötig Geld in der Konkurrenzzwischen den Bundesländern verpuffe. „Teile des Hamburger Hafengeländeskönnte man besser für andere Branchen nutzen und mehr Geld inWissenschaft und Forschung investieren.“
Kerstan sagte, es habe durchaus schon Hamburger Bemühungen gegeben, eine Hafenkooperation einzugehen. Gespräche mit Bremen und Wilhelmshaven hätten jedoch zu keinem Ergebnis geführt.