Missbrauchsvorwürfe: Britischer Prinz Andrew wird royale Titel nicht länger nutzen

Nach seiner Ankündigung, seine royalen Titel nicht länger zu nutzen, gibt es neue Vorwürfe gegen den wegen Verbindungen zum US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in der Kritik stehenden britischen Prinzen Andrew. Die Polizei in London teilte am Sonntag mit, Vorwürfe zu prüfen, wonach der Bruder von König Charles III. eine Schmutzkampagne gegen sein mutmaßliches Opfer Virginia Giuffre in Auftrag gegeben haben soll. Andrew bestreitet weiterhin, die damals Minderjährige missbraucht zu haben.

Die Polizei in der britischen Hauptstadt erklärte, sie gehe Vorwürfen aus der Zeitung „Mail on Sunday“ nach, wonach Andrew versucht habe, Giuffre zu diskreditieren. Das Blatt berichtete, dass der Prinz 2011 Giuffres Geburtsdatum und Sozialversicherungsnummer an seinen staatlich finanzierten Polizeischutz weitergegeben und ihn gebeten habe, Nachforschungen anzustellen. Kenntnis darüber erhielt die Zeitung nach eigenen Angaben aus Dokumenten, die von einem US-Kongressausschuss aufbewahrt wurden.

„Wir sind uns der Berichterstattung in den Medien bewusst und prüfen aktiv die erhobenen Anschuldigungen“, erklärte ein Polizeisprecher in einer an AFP gesendeten Mail. Andrews Anfrage soll kurz vor der Veröffentlichung eines mittlerweile berüchtigten Fotos erfolgt sein, das in London aufgenommen wurde und den Prinzen mit seinem Arm um Giuffres Taille zeigt. Giuffre beging im April in Australien Suizid.

Am Freitagabend hatte Andrew erklärt: „Ich werde (…) meinen Titel oder die mir verliehenen Ehrungen nicht mehr verwenden“. Er sei nach Gesprächen mit seinem älteren Bruder Charles III. und seiner Familie zu dem Schluss gekommen, „dass die anhaltenden Vorwürfe gegen mich der Arbeit Seiner Majestät und der königlichen Familie schaden“, erklärte der 65-Jährige.

Andrew, der sich 2019 inmitten des Epstein-Skandals aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, bleibt Prinz, da er der zweite Sohn der verstorbenen Königin Elizabeth II. ist. Seinen Titel Herzog von York, den ihm seine Mutter verliehen hatte, wird er aber nicht mehr verwenden.

Die Familie von Virginia Giuffre zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung des britischen Königshauses. Seine Schwester sei nun rehabilitiert, sagte Sky Roberts der BBC. „All die Jahre der Arbeit, die sie investiert hat, werden nun einer gewissen Gerechtigkeit zugeführt.“ Seine Schwester wäre vermutlich „sehr stolz“.

Der US-Milliardär Epstein war 2019 tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden worden. Dem Investmentbanker wurde vorgeworfen, zahlreiche Mädchen und junge Frauen, darunter Giuffre, missbraucht und an Prominente weitergereicht zu haben – auch an Andrew.

In Kürze erscheinen posthum die Memoiren von Virginia Giuffre. Zuvor waren bereits Auszüge aus dem Buch in der Presse veröffentlicht worden. Giuffre wirft Prinz Andrew darin vor, Sex mit der damals Minderjährigen als sein „Geburtsrecht“ angesehen zu haben.

Epsteins Komplizin, die Britin Ghislaine Maxwell, hatte laut Anklage über Jahre systematisch Minderjährige, darunter Giuffre, für Epstein rekrutiert, die von diesem dann sexuell missbraucht wurden. Maxwell war Ende Dezember 2021 in New York wegen Sexhandels zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.

Ein Rechtsstreit zwischen Giuffre und Prinz Andrew wurde 2022 außergerichtlich beigelegt. Ein Bundesgericht in New York setzte eine entsprechende Vereinbarung nach der Zahlung einer Entschädigung in unbekannter Höhe in Kraft. Medienberichten zufolge bekam Giuffre eine Millionensumme. Prinz Andrew entging damit nicht nur einer strafrechtlichen Verfolgung, sondern auch einem Zivilprozess mit vielen unangenehmen Fragen.

Der Fall Epstein sorgt auch in den USA seit Monaten immer wieder für Schlagzeilen. Er soll jahrelang Umgang mit US-Präsident Donald Trump und anderen Prominenten wie Ex-Präsident Bill Clinton gepflegt haben. Viele Kritiker von Trump, aber auch Anhänger aus seinem eigenen Lager, fordern die vollständige Veröffentlichung aller Gerichtsakten und Aussagen zu Epstein.

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