Im Herbst und Winter sind viele Kinder dauernd verrotzt, eine Hustenepisode geht in die nächste über. Wann muss man sich Sorgen machen? Ein Kinderarzt klärt auf.
Kinder kommen mit einer Art immunologischen Grundausstattung auf die Welt – dem angeborenen Immunsystem. Der Körper reagiert noch unspezifisch, also ohne spezielle Erkennung einer Erregerart, auf einen Schädling. In den ersten Lebenswochen und -monaten erhalten die Kleinen bestenfalls diverse Impfungen, um künftig gegen schwere Erkrankungen und ihre möglichen Komplikationen gefeit zu sein – etwa gegen Keuchhusten, Diphterie und Kinderlähmung.
Bei der Auseinandersetzung mit beispielsweise Schnupfen- und Erkältungskeimen sammelt das kindliche Immunsystem dann laufend weitere Erfahrungen – es trainiert seine Abwehr. Dabei haben Eltern oft das Gefühl, das Baby oder Kleinkind sei permanent verrotzt – oder eine Hustenepisode gehe in die nächste über.
Meist können die Kinderärzte sie beruhigen. „Im ersten Lebensjahr können bei Kindern sechs bis acht Infekte der oberen Luftwege auftreten“, sagt Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und ehemaliger Ärztlicher Direktor des Christlichen Kinderhospitals Osnabrück.
Dr. Burkhard Rodeck ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und ehemaliger Ärztlicher Direktor des Christlichen Kinderhospitals Osnabrück
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Kleinkinder können jeden Monat einen Infekt haben
„Im Alter von ein bis drei Jahren können es auch zwölf Infekte pro Jahr sein. Das heißt also in etwa: in jedem Monat ein Infekt“, erklärt Rodeck. „Wenn man sich vorstellt, dass ein Infekt eine Woche dauern kann, dann ist das eine lange Zeit. Oft haben die Eltern dann den Eindruck: Mein Kind muss doch schwer krank sein oder einen Immundefekt haben.“ Aber diese Häufigkeiten und Zeiten seien völlig im Rahmen.
Burkhard Rodeck sagt: „Auch bei Grundschülern sind sechs bis zehn Infekte pro Jahr noch nicht besorgniserregend.“
Und noch ein Tipp für Eltern: „Kleinkinder haben bei Atemwegsinfekten häufig Fieber. Bei bis zu drei Tagen Fieber müssen die Eltern noch nicht zum Kinderarzt gehen – wenn das Kind in den Phasen, in denen das Fieber etwas niedriger ist, wenig beeinträchtigt ist. Dann ist es meist ein harmloser Infekt.“ Dauere die Episode mit Fieber länger als drei Tage, sollten die Eltern aber den Kinderarzt aufsuchen.