Saisonstart: „Hamlet“ als düstere Kriegs-Parabel der Menschheit

Frank Castorf hat am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg den Shakespeare-Klassiker mit zahlreichen Verweisen auf die jüngere Weltgeschichte herausgebracht.

Regie-Altmeister Frank Castorf hat am Freitagabend mit einer düsteren Version von William Shakespeares „Hamlet“ die neue Saison am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg eröffnet. Der langjährige Intendant der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin hat die Inszenierung auf einem mit schwarzen Steinen übersäten Schlachtfeld samt Bunker mit zahlreichen Fremdtexten, unter anderem mit der „Hamletmaschine“ von Heiner Müller, aber auch mit Reverenzen an Dante Alighieri und Antonin Artaud angereichert. 

Paul Behren verkörpert melancholisch aber doch recht tatkräftig den jungen Hamlet, Prinz von Dänemark, der nach einer Geistererscheinung auf Rache am Mord an seinem Vater sinnt. Sein Onkel Claudius (Josef Ostendorf) hat diesen begangen und ehelicht nun auch noch Hamlets Mutter Gertrude (Angelika Richter). Castorf setzt sich weniger mit den politischen Spannungen zwischen Dänemark und Norwegen auseinander, zieht die Kriegsthematik vielmehr in die jüngere Weltgeschichte und Gegenwart mit Verweisen auf die Gefahren des Totalitarismus und Imperialismus. 

Viel Raum nimmt auch die komplizierte Liebesbeziehung Hamlets mit Ophelia, der Tochter des Polonius ein, die von Lilith Stangenberg mit enormer poetischer Kraft gespielt wird. Die knapp über sechs Stunden dauernde Inszenierung zeigt vor allem im ersten Teil Geschlossenheit, im zweiten ufert sie dagegen inhaltlich und spielerisch mitunter stark aus.

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