Dutzende Schüler verschüttet: Zahl der Vermissten nach Schuleinsturz in Indonesien steigt

Dramatische Nachrichten aus Indonesien: Unter den Trümmern einer eingestürzten Schule werden weit mehr Schüler vermisst als zunächst gedacht. Die Retter kämpfen gegen die Zeit – und tonnenweise Beton.

Beim Einsturz eines mehrstöckigen Schulgebäudes in Indonesien sind wahrscheinlich deutlich mehr Menschen verschüttet worden als zunächst angenommen. Die Behörden gingen nun von mindestens 91 Vermissten unter den Trümmern des islamischen Internats Al Khoziny in der Stadt Sidoarjo aus, teilte der Katastrophenschutz mit. Zuvor war von 38 Vermissten – größtenteils Schülerinnen und Schüler – die Rede gewesen. 

„Laut der Anwesenheitsliste der Schüler werden noch 91 Menschen vermisst“, bestätigte der Sprecher des Katastrophenschutzes, Abdul Muhari, der Deutschen Presse-Agentur. Mindestens drei Schüler sind Behördenangaben zufolge bei dem Unglück gestorben. Etwa 100 weitere haben den Einsturz am Montagnachmittag (Ortszeit) überlebt, 26 werden noch im Krankenhaus behandelt. 

Verzweifelte Eltern warten auf Nachrichten

Lokalen Medienberichten zufolge waren die meisten Schüler zwischen 13 und 18 Jahre alt. Viele verzweifelte Eltern harrten unermüdlich nahe der Unglücksstelle aus und hofften auf positive Nachrichten der Retter.

Das Internat auf der Hauptinsel Java, an dem noch gebaut wurde, war ganz plötzlich in sich zusammengefallen. Das Unglück ereignete sich während des Gießens einer Betondecke, als Medienberichten zufolge offenbar eine tragende Säule nachgab. An dem neu gebauten Gebäude wurden noch Arbeiten am 4. Stock verrichtet, es wurde aber bereits für den Unterricht genutzt.

Lebenszeichen entdeckt

Augenzeugen berichteten, dass das Gebäude zuvor ächzende Geräusche von sich gegeben habe, bevor es innerhalb von Sekunden einstürzte. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich zahlreiche Schüler zum Nachmittagsgebet in der Schule auf.

Rettungskräfte suchten weiter fieberhaft nach den Verschütteten. Sechs Personen, die sich unter den Trümmern befinden, seien lebend entdeckt worden, sagte Muhari. Sie wurden unter anderem mit Wärmedetektoren aufgespürt und durch kleine Öffnungen mit Nahrung und Wasser versorgt. Ihre Bergung sei wegen der großen Betonmassen aber sehr schwierig.

„Wir graben Tunnel vom Erdgeschoss aus zu mehreren Stellen, an denen Opfer möglicherweise eingeschlossen sind“, sagte Mohammad Syafii, Chef der indonesischen Such- und Rettungsagentur Basarnas. „Wir haben 15 Stellen entdeckt, an denen Menschen gefunden werden könnten, und mindestens sechs von ihnen weisen noch Lebenszeichen auf.“ 

Die Rettungskräfte verzichten wegen der Gefahr weiterer Einstürze auf schweres Gerät. Stattdessen kriechen die Teams durch nicht einmal 60 Zentimeter breite Schächte und graben sich oft flach liegend mit der Hand oder kleinen Werkzeugen durch Erde und Beton.

Hunderte Retter kämpfen gegen die Zeit

Hunderte Einsatzkräfte der Such- und Rettungsagentur Basarnas, lokaler Katastrophenschutzbehörden, des Militärs und der Polizei sind rund um die Uhr im Einsatz. Laut Syafii wurden bei dem Unglück mehrere Schichten aus schwerem Beton übereinandergestapelt. „Diese Art von Einsturz erfordert besondere Maßnahmen“, sagte er. Die Operation bleibe extrem gefährlich. „Schon eine Erschütterung an der falschen Stelle könnte einen weiteren Einsturz auslösen.“ Dennoch setzen die Retter auf die kritische Überlebensgrenze für Verschüttete von 72 Stunden.

Der südostasiatische Inselstaat Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. Fast 90 Prozent – oder etwa 240 Millionen Menschen – sind Muslime. Landesweit gibt es Zehntausende islamische Schulen und Internate.

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