35 Jahre nach der Vereinigung: Einheit: Drei von vier Ostdeutschen sehen eher das Trennende

Eine Forsa-Umfrage zeigt kurz vor dem Tag der Deutschen Einheit: Beim Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen West und Ost geht es eher rückwärts.

35 Jahre nach der Deutschen Einheit zeigt eine Forsa-Umfrage eine wachsende Entfremdung zwischen Ost und West. So sagten nur noch 35 Prozent der gut 1.000 Befragten, Ost- und Westdeutschland seien mittlerweile weitgehend zu einem Volk zusammengewachsen. Für 61 Prozent überwiegt eher das Trennende – in Ostdeutschland sagen das sogar 75 Prozent.

Die Umfrage hat die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vor dem Jahrestag der Vereinigung vom 3. Oktober 1990 in Auftrag gegeben. Forsa stellt dieselbe Frage seit 2003.

Seit 2019 abwärts

Die Entwicklung zeigt: Von 2004 bis 2019 stieg die Zahl jener, die sagten, Ost und West seien zusammengewachsen, von 28 auf 51 Prozent. Seither geht es mit dem Gemeinschaftsgefühl wieder abwärts. 2020 waren es 47 Prozent, 2023 nur noch 37 Prozent und nun noch einmal zwei Punkte weniger. Im Osten liegt der Anteil 2025 nur noch bei 23 Prozent, im Westen bei 37 Prozent.

In der Generation 60 plus äußern besonders viele Menschen Zweifel: Bundesweit sagen 25 Prozent in dieser Altersgruppe, das Zusammenwachsen sei gelungen, 70 Prozent sehen überwiegend das Trennende.

Deutlich anders ist die Sicht bei Jungen: In der Altersgruppe 14 bis 29 sagen 47 Prozent, Ost und West seien weitgehend zu einem Volk zusammengewachsen, 52 Prozent sehen das nicht.

Aufarbeitung ist vielen wichtig

Einigkeit herrscht in der Umfrage dabei, dass es wichtig oder sehr wichtig sei, sich weiter mit der Zeit der DDR und der SED-Diktatur zu beschäftigen. Das sagten 85 Prozent, 14 Prozent finden das weniger wichtig oder unwichtig.

„Die Ergebnisse zeigen, wie fragil das Empfinden der Einheit ist – und zugleich, dass die gemeinsame Erinnerungskultur das stärkste Band unserer Gesellschaft bildet“, sagte Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung. „Wenn das Gefühl des Zusammenwachsens nachlässt, gewinnt die gemeinsame historische Auseinandersetzung an Bedeutung.“

Die Fragestellung

Befragt wurden nach Angaben von Forsa zwischen dem 8. und 11. September 1.004 Personen ab 14 Jahren. Die Fehlertoleranz liegt bei plus oder minus drei Prozentpunkten.

Gefragt wurde nach Zustimmung zu der Aussage: „Die Menschen in Ost- und Westdeutschland sind mittlerweile weitgehend zu einem Volk zusammengewachsen.“ Zudem sollte die Aussage „Dass man sich in Deutschland mit der Zeit der DDR und der SED-Diktatur beschäftigt“ als „sehr wichtig“, „wichtig“, „weniger wichtig“ oder „unwichtig“ eingeordnet werden.

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