DLRG-Bilanz: 321 Badetote: Warum so viele junge Männer unter den Badetoten sind

Sommer, Sonne, Abkühlung im Wasser – das dürften die meisten lieben. Aber wieder ertrinken viele Menschen, wenn auch weniger als zuvor. Vor allem Männer sind gefährdet. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Bei Badeunfällen in deutschen Gewässern sind bis zum Ende des Sommers weniger Menschen gestorben als ein Jahr zuvor – aber mehr junge Männer. Im laufenden Jahr ertranken bis zum Stichtag 15. September laut einer Statistik 321 Menschen – 33 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Allerdings ertranken mehr Jugendliche und junge Erwachsene, unter ihnen vor allem: Männer.

Insgesamt ertranken 45 Menschen in der Altersgruppe der 21- bis 30-Jährigen – und mit nur einer Ausnahme waren alle Opfer männlich, wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mitteilte. 2024 starben in dieser Altersgruppe noch 35 Menschen, zuletzt gab es 2019 mit 49 Opfern mehr Todesfälle. 14 junge Erwachsene verloren in Flüssen wie Rhein, Donau oder Neckar ihr Leben. Unter den 11- bis 20-Jährigen stieg die Zahl der Opfer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 11 auf 25. 

Männer sind risikobereiter und verkennen Gefahren

„Insbesondere junge Männer setzen immer wieder – wenn auch unbewusst – leichtfertig ihr Leben aufs Spiel“, sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. „Darunter sind Menschen, die praktisch gar nicht schwimmen können.“ Sie sprach sich für intensivere Aufklärungsarbeit vor und während der Badesaison aus. Die DLRG ist nach eigenen Angaben die größte freiwillige Wasserrettungsorganisation der Welt – und zählt mehr als 600.000 Mitglieder. 

Unter Ertrinken versteht man nach DLRG-Angaben das Eintauchen in oder unter Wasser, wobei es zum lebensbedrohlichen Sauerstoffmangel kommt. Das kann bei Bewusstsein oder in Bewusstlosigkeit passieren, etwa nach einem Sturz oder einem Kopfsprung auf ein Hindernis unter der Wasseroberfläche. 

Ältere Erwachsene starben bis zum Stichtag seltener im Wasser als 2024: 144 Menschen, die im Wasser ums Leben kamen, waren älter als 50 Jahre. Im Vorjahr waren es noch 182 Menschen. Der Anteil männlicher Opfer in der Altersgruppe lag bei rund 76 Prozent – deutlich geringer als bei jungen Erwachsenen. Vogt betonte, Männer jeden Alters hätten häufiger Unfälle: „Sie schätzen ihre körperliche Verfassung falsch ein, verkennen Gefahren öfter, handeln risikobereiter und gehen auch häufiger unter Alkoholeinfluss ins Wasser.“

Mehr Opfer in Seen, Teichen und Schwimmbädern

Die meisten Opfer kamen nach DLRG-Angaben in Seen und Teichen ums Leben: 142 Menschen starben hier, und damit 10 mehr als im Vorjahreszeitraum. In Flüssen und Bächen ertranken mit 116 Menschen deutlich weniger als im Vorjahr, als noch 133 Opfer ums Leben gekommen waren. 

Im Meer starben 18 Menschen, während es ein Jahr zuvor noch 29 waren. Dagegen kamen in Schwimmbädern 13 Menschen ums Leben – und damit 3 mehr als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt verunglückten im Juni deutlich mehr Menschen tödlich als im Vorjahresmonat, nämlich 69 statt 52. „Die meisten Opfer in einem Monat waren im Juni zu beklagen, als wir eine länger anhaltende Periode sonnigen Sommerwetters hatten“, erklärte Vogt. Im Juli starben dagegen 17 Menschen weniger als ein Jahr zuvor, im August 16 weniger und in der ersten Septemberhälfte 4 weniger. 

12 Kinder unter den Opfern

Wie im Vorjahreszeitraum verunglückten mindestens zwölf Kinder im Alter bis 10 Jahre. In den meisten Fällen kam es laut DLRG während eines Moments der Unachtsamkeit zu diesen Unfällen: „Kinder spielen im flachen Wasser oder sogar außerhalb. Die Eltern sind kurz abgelenkt und sehen plötzlich ihr Kind nicht mehr. Das passiert in Sekunden“, betonte Vogt. 

Regional stieg entgegen dem bundesweiten Trend die Zahl der Opfer unter anderem in Bayern von 58 auf 72, in Hamburg von 12 auf 14, in Hessen von 11 auf 17 und in Thüringen von 5 auf 6. In anderen Bundesländern waren die Zahlen rückläufig, in Niedersachsen blieb es wie im Vorjahr bei 37 Opfern.

Insgesamt verhinderten Rettungskräfte nach Angaben der DLRG in vielen Fällen Schlimmeres. „Allein unsere Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer befreiten erneut Hunderte in Not geratene Personen aus Lebensgefahr im Wasser“, sagte die DLRG-Präsidentin. An den Küsten seien zwischen Anfang Mai und Ende September rund 5.500 Freiwillige im Einsatz.

Vogt: stolz auf kleine Rettungsschwimmer

Vogt berichtete von zwei Kindern, Leo (12) und Marlene (11), die im Freibad Nordheim bei Heilbronn im August ein vierjähriges Kind retteten. Der kleine Junge sprang demnach vom Ein-Meter-Brett und tauchte nicht wieder auf. Zusammen retteten die beiden Kinder den Vierjährigen, bevor andere auf die lebensbedrohliche Lage aufmerksam wurden: „Ich bin sehr stolz auf die zwei, die schon im Stile echter Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer handelten.“

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