Format „Klar“: NDR trennt sich von umstrittener Moderatorin Julia Ruhs

Schon seit ihrer ersten Ausgabe hat das NDR-Format „Klar“ und dessen Moderatorin Julia Ruhs polarisiert. Nun beendet der NDR die Zusammenarbeit mit der Journalistin.

Paukenschlag im Norden: Der Norddeutsche Rundfunk trennt sich von der Journalistin und Moderatorin Julia Ruhs. Ruhs stand für das Koop-Format „Klar“ vom NDR und dem Bayrischem Rundfunk (BR) als Moderatorin vor der Kamera. Zukünftig soll sie nur noch in den Folgen auftreten, die vom BR produziert werden. 

Die Sendung und auch Ruhs selbst waren seit der ersten Folge umstritten. Laut eigener Beschreibung will das Format „Antworten auf die großen Streitfragen unserer Zeit“ geben. In der ersten Ausgabe behandelte das Format das Thema Migration. Kritiker warfen insbesondere Ruhs als Moderatorin anschließend vor, zu einseitig berichtet zu haben, weil der Aspekt der Ausländerkriminalität einen besonders großen Teil der Sendung einnahm. 

Konservative feiern Julia Ruhs – Böhmermann kritisiert „rechtspopulistischen Quatsch“

Während eher rechte Medien und Kommentatoren Ruhs und die Sendung für einen „konservativen Blick“ feierten, beschrieben Kritiker wie ZDF-Moderator Jan Böhmermann die Folge als „rechtspopulistischen Quatsch“. 

Doch nicht nur bei den Zuschauern, sondern wohl auch intern sorgte das Format für Diskussionen. Mehrere Medien, darunter die „Welt“, berichteten kurz nach der Ausstrahlung der ersten Folge von Protesten der Belegschaft des NDR. Die Chefredaktion vermied offenbar eine klare Positionierung, woraus ein „monatelanger interner Kampf“ entstanden sei.

Der BR hingegen will mit Ruhs weitermachen. In der gemeinsamen Mitteilung mit dem NDR erklärt  Thomas Hinrichs, Programmdirektor des BR: „Wir freuen uns über die ermutigenden Werte der Medienforschung zu Inhalten und Präsentation unseres neuen Formats ‘KLAR’ und werden die Reihe mit Julia Ruhs fortsetzen. Lob und Kritik nehmen wir gewissenhaft zur Kenntnis und entwickeln weiter, wo wir noch besser werden können.“

Ruhs zeigt sich von NDR-Entscheidung „fassungslos“

Ruhs selbst reagierte auf die endende Zusammenarbeit mit dem NDR mit einem Post auf der Plattform X. Darin erklärt sie: „Ich bin zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung des NDR, genauso wie mein gesamtes KLAR-Team“, so die Moderatorin. Dass sie die Show für den Sender nicht mehr moderieren dürfe, nannte Ruhs ein „Armutszeugnis“. Ihre Absetzung würde zudem die Vorurteile vieler Zuschauer bestätigen, „die sie in Bezug auf die Meinungsvielfalt schon hatten“. Julia Ruhs Tweet

Ruhs präsentierte sich in den vergangenen Monaten als das „junge, konservative Gesicht“ des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks. Sie trat damit eine erneute Diskussion darüber los, ob ARD und ZDF mit den Haltungen ihrer Journalisten die Meinungsvielfalt in Deutschland abbilden – oder ob konservative Sichtweisen auf Kosten von progressiven Einstellungen zu selten dargestellt würden. 

Die Journalistin polarisiert aber nicht nur mit der Sendung „Klar“, sondern auch mit Posts auf Social-Media-Plattformen und ihrer Kolumne „Regt euch doch auf“ auf „Focus.de“. Darin wettert sie regelmäßig gegen „woken Irrsinn“, „Queer-Gaga“ und die Grünen. Zukünftig wird sie für die Kolumne wohl etwas mehr Zeit haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert