Taifun „Kalmaegi“ erreicht Vietnam – Mehr als 140 Tote auf den Philippinen

Nach mehr als 140 Toten und schweren Schäden auf den Philippinen hat der Taifun „Kalmaegi“ Vietnam erreicht. Er traf am Donnerstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 149 Stundenkilometern und noch stärkeren Böen auf die zentralvietnamesische Küste, wie das Umweltministerium mitteilte. In dem Land, das bereits in den vergangenen Tagen von Rekordregenfällen und Überschwemmungen mit 47 Toten heimgesucht worden war, wurden tausende Menschen vorsorglich in Sicherheit gebracht.

„Der Wind ist so stark, dass nichts standhalten kann“, sagte der 48-jährige Vu Van Hao, der die zerborstenen Fensterscheiben eines Hotels in der Provinz Gia Lai begutachtete. Der Provinzbeamte Pham Anh Tuan sagte, es handele sich um einen „gewaltigen Taifun mit furchtbarer Zerstörungskraft“.

Nach Berichten staatlicher Medien waren in Gia Lai bis Mittwochabend mehr als 7000 Menschen in Sicherheit gebracht waren. In der Küstenregion Quy Nhon Nam klopften Beamte an Türen und forderten die Menschen auf, das Unwettergebiet zu verlassen. Manche Menschen flohen auf Motorrädern, die mit Wasser, Kleidung und anderen Dingen vollgepackt waren.

In den Provinzen Gia Lai und Quang Ngai sollten am Donnerstag und Freitag die Schulen geschlossen bleiben. Mindestens fünf Flughäfen wurden nach offiziellen Angaben geschlossen, dutzende Flüge mussten umgeleitet werden. Zahlreiche Menschen kamen in Notunterkünften unter. „Ich bin nicht mehr jung und will mein Leben nicht aufs Spiel setzen“, sagte die 56-jährige Tran Thi Nghia, die am Donnerstag in einer Schule ausharrte.

Der Taifun „Kalmaegi“ war am Montag auf die Philippinen getroffen und hatte mit Windgeschwindigkeiten von 130 Stundenkilometern die zentralen Inseln Cebu und Negros verwüstet, bevor er wieder aufs Meer hinauszog.

Die Zahl der Toten stieg inzwischen auf mehr als 140. Der philippinische Zivilschutz bestätigte am Donnerstag 114 Todesfälle. In dieser Zahl waren allerdings 28 Todesfälle, die von den Behörden der Provinz Cebu registriert wurden, noch nicht enthalten. 127 Menschen wurden offiziellen Angaben zufolge am Donnerstag noch vermisst.

Auf der Insel Cebu wurden ganze Städte und Dörfer überflutet. Autos, Lastwagen und sogar riesige Schiffscontainer wurden von den Fluten mitgerissen. Allein in Liloan in der Nähe der Provinzhauptstadt Cebu City wurden 35 Leichen geborgen. Auf den Straßen lagen umgekippte Autos, abgerissene Hausdächer und andere schlammige Trümmerteile.

Die Anwohnerin Christine Aton berichtete, ihre Schwester Michelle sei in ihrem überfluteten Haus ertrunken. „Wir haben versucht, ihre Schlafzimmertür mit einem Küchenmesser und einem Brecheisen aufzuhebeln, aber sie bewegte sich nicht“, berichtete die 29-Jährige. Sie habe sich schließlich zusammen mit ihrem Vater durch ein Fenster retten können, ihre Schwester aber zurücklassen müssen.

Mit den mehr als 140 Toten auf den Philippinen ist „Kalmaegi“ laut der internationalen Katastrophendatenbank EM-DAT in diesem Jahr der bislang weltweit  verheerendste Taifun. Am Donnerstag verhängte Präsident Ferdinand Marcos Jr. den Ausnahmezustand, damit die Regierung Hilfsgelder freigeben und Preisobergrenzen für Lebensmittel festlegen kann.

In Vietnam wie auf den Philippinen sind Starkregen und Unwetter in der Regenzeit zwischen Juni und November üblich. Durch den menschengemachten Klimawandel werden extreme Wetterereignisse nach Angaben von Experten aber häufiger und heftiger. Tropische Wirbelstürme bilden sich immer näher an den Küsten, nehmen schneller an Stärke zu und bleiben länger über Land.

Vietnam wurde bisher jedes Jahr von durchschnittlich zehn Taifunen und anderen Tropenstürmen getroffen – „Kalmaegi“ ist schon der 13. in diesem Jahr. Die Philippinen bereiten sich sogar schon auf den nächsten Taifun vor: Der Tropensturm „Fung-wong“, der am Donnerstag noch mehr als 1500 Kilometer von der Küste entfernt war und auf die philippinische Hauptinsel Luzon zusteuert, könnte am Montag als Supertaifun auf die Küste treffen.

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